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Geschichte gegen das Vergessen

Rezension

Rezension // Agnes Christofferson – Elsas Stern

Elsa wird zusammen mit ihrer Schwester Hanna und ihren Eltern nach Auschwitz deporiert. Ein Kampf ums Überleben beginnt.

Elsa überlebt und ihre Tochter Leni erfährt durch ein Tagebuch und Briefen von der bislang verschwiegenen schmerzlichen Vergangenheit ihrer Mutter, als ihre Mutter in einem Restaurant einen Nervenzusammenbruch erleidet.

Dieser Teil der deutschen Geschichte ist in der Literatur ein heikles Thema. Kann man einfach sagen, dass Buch ist gut, wenn das Thema doch so grausam und schmerzlich ist?

Ich gehöre selbst zu einer Generation, die in der Schule das Thema im Geschichtsunterricht in jedem Schuljahr in irgendeiner Form besprochen haben. Doch ich fand das Buch bewegend und mitreißend geschrieben.

Die Kombination zwischen Mutter und Tochter in der Zeit des 2. Weltkrieges und im New York der 70iger ist eine geschickte Lösung, um die Sichtweisen zweier Generationen zu erläutern und zusammenzuführen.

Das Schicksal von Elsa wird schonungslos beschrieben, denn die Misshandlungen in Auschwitz waren psychisch und körperlich. Wie da der menschliche Geist überleben kann wird durch eine Vielzahl an Menschen aufgezeigt, denen Elsa in Auschwitz und auch in New York begegnet. Die Schilderungen der Autorin sind nichts für schwache Nerven und an manchen Stellen musste ich einfach pausieren. Doch ich musste weiter lesen, um zu erfahren, wie es mit Elsa weitergeht.

Das Ende stimmt zuversichtlich. Und ich habe das Buch mit einer Träne im Auge zugeklappt: Volle Punktzahl!

Verlag: Acabus
erschienen: 2014
Seiten: 276
ISBN: 978-3862823109

 

Rezension

Rezension // David Safier – 28 Tage lang

Mira ist 16. Doch sie hat kein einfaches Teenagerleben. Sie lebt 1943 im Warschauer Ghetto und versucht durch Schmuggel ihre Familie am Leben zu erhalten. Als sie erfährt, dass alle Juden im Ghetto sterben sollen, schließt sie sich dem Widerstand an, der es schafft, 28 Tage lang der scheinbar übermächtigen SS zu trotzen. 28 Tage lang, in denen Mira die komplette Bandbreite von Gefühlen (Liebe, Freundschaft, Verrat, Schmerz, Trauer und Hoffnung) durchmacht.

Nachdem ich Teilen des Romans schon bei einer Lesung lauschen durfte, war ich gespannt auf das Buch. Schließlich ist dies kein einfaches Thema. Doch der Autor hat mit seiner Schreibweise den Leser schnell in die Geschichte eingewoben. Ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen.

Das Thema ist sicherlich ein Thema, was viele nicht freiwillig als Unterhaltsliteratur in die Hand nehmen würden.

Warum? Zum einen gibt es viele Leser, die sicherlich noch selbst Erfahrungen an diese Zeit haben oder die ein oder mehrere Familienmitglieder haben, die durch diese Zeit geprägt sind. Zum anderen wird dieses Thema in der Schule für die heranwachsenden Generationen teilweise mehr als 3x im Deutsch- oder Geschichtsunterricht durch genommen (ich hatte sogar häufiger das Vergnügen), so dass man zusätzlich zum TV-Marathon an Feiertagen, von diesem Thema nichts mehr hören mag.

Aber ist das richtig? Der Autor hat sich diese Frage aus eigenen persönlichen Gründen selbst gestellt und er hat ein Buch geschaffen, dass sich sowohl für den privaten Leser als auch für den schulischen Bereich eignet. Durch den Erzählstil und die Schreibweise, kann man sich schnell in die Beweggründe der einzelnen Personen hineinfühlen und ist nicht durch andere Stilmittel abgelenkt. Daher würde ich die Altersbegrenzung lediglich vom Thema abhängig machen.

Ich würde dem Autor wünschen, dass es dieses Buch in die Schulliteratur und in die Dauerbestsellerliste schafft, dann es ist David Safier gelungen, ein schwieriges Thema zu recherchieren und tatsächliche Begebenheiten mit einer starken und menschlichen Heldin zu kombinieren. Volle Punktzahl und Hut ab!

P.S.: Ich grüße meinen ehemaligen Deutsch- und Geschichtslehrer, der mich u.a. mit “Die schöne Frau Seidenman” von Andrzej Szczypiorski an dieses Thema herangeführt hat. Bitte nehmen Sie doch auch dieses Buch mit in ihren zukünftigen Unterricht mit auf.

Verlag: Kindler
erschienen: 2014
Seiten: 416
ISBN: 978-3463406404

© Sonja Kochmann

 

Rezension

Rezension // Kristin Harmel – Solange am Himmel Sterne stehen

© Sonja Kochmann

Hope leitet die Familienbäckerei im kleinen amerikanischen Dörfchen Cape Cod. Ihre Ehe wurde geschieden, ihre Tochter befindet sich in der rebellischen Pubertät, die Bank will ihren Kredit kündigen, ihre Mutter ist gestorben und ihre einzige Stütze, ihre Großmutter Rose, befindet sich im Endstadium einer Alzheimererkrankung. In einem lichten Moment bittet diese Hope nach Paris zu fahren und das Schicksal ihrer Familie herauszufinden. Denn bislang wusste niemand von den jüdischen Wurzeln, einer verloren geglaubten Liebe und dem vermeintlichen Schicksal der Familie. Kann Hope Rose ein letztes Mal helfen?

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich dieses Buch nicht lesen wollte! Warum? Zum einen habe ich selbst in meinem engsten Familienkreis einen Fall von Demenz und es ist schwer mit anzusehen, wie sich ein Mensch verändert und wie Erfahrungen und Geschichten verloren gehen. Zum anderen hat es auch in meiner Familie während des Zweiten Weltkrieges Verluste gegeben, so dass ich mir nicht sicher war, ob mir das Buch nicht zu nahe geht.

Warum habe ich es dann doch gelesen? Waren es die Kuchenfotos der PR-Aktion bei Facebook? Oder das esoterisch wirkende Cover? Es war Neugier: Ich wurde belohnt.

Die vergessene Geschichte der Rose wird in diesem Buch schrittweise enthüllt. Dies wird durch die Recherche von Hope und in einigen Kapiteln (in Kursivschrift) durch Gedanken von Rose dargestellt. Nachdem die Geschichte ihre Einleitung überwunden hatte, nahm das Buch Fahrt auf. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen, aus Angst, ich könnte bei der Suche etwas verpassen. Hope befindet sich schließlich auch unter Zeitdruck, denn der Zustand von Rose verschlechtert sich täglich.

Ich will an dieser Stelle nicht zuviel verraten, aber es gab zwei Szenen in diesem Buch, da MUSS man Taschentücher parat haben (Ich heule sonst nie bei Büchern und war etwas unvorbereitet.)

Hinterher benötigt man definitiv auch eine Diätberatung, sollte man all die wundervoll klingenden Backrezepte ausprobiert haben oder zum Bäcker nebenan gelaufen sein. Denn im ebook werden zwischen den Kapiteln die Backrezepte der Familie aufgeführt. Diese Backrezepte stehen inhaltlich im Zusammenhang zu der rätselhaften Flucht von Rose. Eine interessante Variante die zum Nachdenken anregt. Haben die Weltreligionen wirklich nichts gemeinsam? Was verbindet uns?

Das Buch regt nicht nur zum Nachdenken über die geschichtliche Vergangenheit, das religöse Miteinander an, sondern auch über seine eigenen Wünsche und Pflichten. Denn Hope steht an einem Scheideweg und ist sich selbst nie Genug. Sie findet Zuspruch und vielleicht auch die Liebe…

Das Buchcover finde ich persönlich etwas unpassend. Es wirkt auf mich wie ein Hippie-Batikrock. Auch wenn mir inhaltlich klar ist, warum diese Farben gewählt wurden, hätte ich einen dunklen Sternenhimmel bzw.Dämmerung mit Sternen besser gefunden.

Ich vergebe 10 von 10 Punkten für dieses wundervolle Buch und kann sagen, dass es ein heißer Anwärter für meinen Tipp des Monats ist.

Verlag: Blanvalet
erschienen: 2013
Seiten: 480
ISBN: 978-3442381210