Rezension

Rezension // Kristin Harmel – Solange am Himmel Sterne stehen

© Sonja Kochmann

Hope leitet die Familienbäckerei im kleinen amerikanischen Dörfchen Cape Cod. Ihre Ehe wurde geschieden, ihre Tochter befindet sich in der rebellischen Pubertät, die Bank will ihren Kredit kündigen, ihre Mutter ist gestorben und ihre einzige Stütze, ihre Großmutter Rose, befindet sich im Endstadium einer Alzheimererkrankung. In einem lichten Moment bittet diese Hope nach Paris zu fahren und das Schicksal ihrer Familie herauszufinden. Denn bislang wusste niemand von den jüdischen Wurzeln, einer verloren geglaubten Liebe und dem vermeintlichen Schicksal der Familie. Kann Hope Rose ein letztes Mal helfen?

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich dieses Buch nicht lesen wollte! Warum? Zum einen habe ich selbst in meinem engsten Familienkreis einen Fall von Demenz und es ist schwer mit anzusehen, wie sich ein Mensch verändert und wie Erfahrungen und Geschichten verloren gehen. Zum anderen hat es auch in meiner Familie während des Zweiten Weltkrieges Verluste gegeben, so dass ich mir nicht sicher war, ob mir das Buch nicht zu nahe geht.

Warum habe ich es dann doch gelesen? Waren es die Kuchenfotos der PR-Aktion bei Facebook? Oder das esoterisch wirkende Cover? Es war Neugier: Ich wurde belohnt.

Die vergessene Geschichte der Rose wird in diesem Buch schrittweise enthüllt. Dies wird durch die Recherche von Hope und in einigen Kapiteln (in Kursivschrift) durch Gedanken von Rose dargestellt. Nachdem die Geschichte ihre Einleitung überwunden hatte, nahm das Buch Fahrt auf. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen, aus Angst, ich könnte bei der Suche etwas verpassen. Hope befindet sich schließlich auch unter Zeitdruck, denn der Zustand von Rose verschlechtert sich täglich.

Ich will an dieser Stelle nicht zuviel verraten, aber es gab zwei Szenen in diesem Buch, da MUSS man Taschentücher parat haben (Ich heule sonst nie bei Büchern und war etwas unvorbereitet.)

Hinterher benötigt man definitiv auch eine Diätberatung, sollte man all die wundervoll klingenden Backrezepte ausprobiert haben oder zum Bäcker nebenan gelaufen sein. Denn im ebook werden zwischen den Kapiteln die Backrezepte der Familie aufgeführt. Diese Backrezepte stehen inhaltlich im Zusammenhang zu der rätselhaften Flucht von Rose. Eine interessante Variante die zum Nachdenken anregt. Haben die Weltreligionen wirklich nichts gemeinsam? Was verbindet uns?

Das Buch regt nicht nur zum Nachdenken über die geschichtliche Vergangenheit, das religöse Miteinander an, sondern auch über seine eigenen Wünsche und Pflichten. Denn Hope steht an einem Scheideweg und ist sich selbst nie Genug. Sie findet Zuspruch und vielleicht auch die Liebe…

Das Buchcover finde ich persönlich etwas unpassend. Es wirkt auf mich wie ein Hippie-Batikrock. Auch wenn mir inhaltlich klar ist, warum diese Farben gewählt wurden, hätte ich einen dunklen Sternenhimmel bzw.Dämmerung mit Sternen besser gefunden.

Ich vergebe 10 von 10 Punkten für dieses wundervolle Buch und kann sagen, dass es ein heißer Anwärter für meinen Tipp des Monats ist.

Verlag: Blanvalet
erschienen: 2013
Seiten: 480
ISBN: 978-3442381210

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