Interview/ Special

Interview mit Lilian Kolbe – Fragmente einer Begegnung (Special zur OBM 2021)

Im Rahmen der Onlinebuchmesse 2021 habe ich Lilian Kolbe und ihr Buch “Fragmente einer Begegnung” kennengelernt. Lyrik ist kein einfaches Genre, aber man erfährt viel über den Autor. Dennoch durfte ich nochmals nachfragen:

Wer oder was hat Dich zum Schreiben gebracht?

Eigentlich meine Großmutter (lach) sie hat mir als Kind immer selbst ausgedachte Geschichten erzählt. Einige fand ich so toll. Sobald ich schreiben konnte, habe ich begonnen, sie aufzuschreiben, damit sie nicht verloren gehen.

Wolltest Du schon immer Autorin werden?

Nein. Mein Kleinmädchenwunsch war, Lehrerin zu werden. Als Jugendliche dann Ärztin. Gelandet bin ich ganz unvorhersehbar bei Bankkauffrau. Diesen Beruf übe ich aber seit 1991 nicht mehr aus, das gestaltete sich mit 2 Kindern etwas schwierig. 2003 startete ich als Verwaltungsfachkraft am örtlichen Gymnasium mit der Hauptaufgabe, die Schulbibliothek zu betreuen.

Wie verläuft Dein Arbeitstag bei Dir? Wie schreibst Du?

In aller Regel verlasse ich um 6:30 Uhr das Haus, um meinem „Brötchenjob“ nachzugehen und komme frühestens um 14 Uhr wieder heim.  Das Schreiben „passiert“ quasi nebenher. Allerdings habe ich immer Stift und Notizbuch griffbereit, um Gedanken und Impulse, die mir durch den Kopf schießen, gleich festzuhalten.  Ich habe also keinen festen Schreibplan. Wenn ich schreibe, muss es fließen, will heißen: So ein niedergeschriebener Impuls nimmt in meinem Kopf Gestalt an und verselbständigt sich dann zu einem eigenständigen Konstrukt, das zu Papier gebracht werden will.

Ist Schreiben Dein Hauptberuf?

Leider nein. Wie oben schon erwähnt, widme ich einen großen Teil meiner Zeit meinem Brötchenjob.

Wie lange dauerte das Schreiben von „Fragmente einer Begegnung“? Woher stammen die Fotos, die in Deinem Buch enthalten sind?

Das Buch veröffentlicht an sich habe ich innerhalb von zwei Monaten. Dies war aber nur möglich, da ich über Jahre hinweg eine stattliche Sammlung an geschriebenen Gedichten und Texten angehäuft hatte und aus diesem Fundus schöpfen konnte. Irgendwann ging mir die „Zettelwirtschaft“ auf den Wecker, und ich beschloss,  zumindest teilweise, ein Buch daraus zu machen.

Die Fotos stammen, bis auf drei, aus meinem eigenen Fotobestand bzw. von Kunstdrucken, die bei mir zu Hause hängen, und haben allesamt Bedeutung in meinem Leben. Lediglich das Titelfoto , das Foto mit dem Hut und das mit den „Gummibärchen“  sind nicht von mir. Die Erlaubnis zum Abdruck habe ich erhalten, und darüber freue ich mich sehr, weil auch diese drei von Bedeutung für mich sind. Darauf näher einzugehen, würde glaube ich aber den Interviewrahmen sprengen.

© Lilian Kolbe

In dem Buch findet man eigene Bilder von einem New York Besuch. Was hat dich an dieser Stadt besonders beeindruckt?

  1. Die Dimensionen. Für mich als „Landei“ erschien alles riesig und überdimensional. Und doch auch wieder so normal, denn vor Ort bewirken diese Größen eine Selbstverständlichkeit, die anders gar nicht sein könnte.
  2. Die Menschen. Man sagt den Amerikanern ja nach, dass sie oberflächlich wären. Das habe ich nicht so empfunden. Das Interesse und die Anteilnahme wirken echt. Man spricht in einer Selbstverständlichkeit miteinander, als ob man sich schon ewig kennen würde. Und geht anschließend auseinander in dem Wissen, dass man sich vermutliche nie wieder begegnen wird.

Im Buch finden sich inhaltlich auch einige Blumen, Blüten und Pflanzen. Hast Du einen grünen Daumen?

Ich würde sagen: Ja. Ich habe einen Garten, er ist zwar klein, dafür reicht er aber bis zum Himmel (lach). Ich liebe ihn und möchte ihn nicht missen. Er ist mir Idyll und Oase und besteht hauptsächlich aus Rosen und Hortensien.

© Lilian Kolbe

Was bedeutet das Meer für Dich?

Das Meer ist für mich der Inbegriff von Freiheit und gleichzeitig Heimat. Woher dieses Gefühl der engen Verbundenheit mit dem Meer, mit Wasser überhaupt, kommt, kann ich nicht einmal festmachen. Denn großgeworden bin ich eigentlich hier im Berchtesgadener Land, das doch eher von Bergen gekennzeichnet ist. Und in den Bergen haben wir als Familie sehr viel Zeit verbracht.

Trotzdem zieht es mich immer ans Meer, und wenn auch nur in Gedanken.

© Lilian Kolbe

Wer ist Dein Lieblingsschriftsteller?

Theodor Fontane

Was ist Dein Lieblingsbuch?

Erstaunlicher Weise nicht Effie Briest, obwohl ich es sehr mag. Mein erklärtes Lieblingsbuch allerdings ist  „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint Éxupérie.

Was liest Du gerade?

„Tage mit Gatsby“ von Joséphine Nicolas.

Fragmente einer Begegnung“ ist als Hardcover bei Books on Demand erschienen. Wie stehst Du zum Ebook?

Grundsätzlich halte ich persönlich lieber ein gedrucktes Buch in der Hand. Was aber nicht heißt, dass ich dem Ebook gegenüber negativ eingestellt bin. Ich habe selbst einen Ebook-Reader, der kommt regelmäßig im Urlaub zum Einsatz.

„Fragmente einer Begegnung“ gibt es bisher deshalb nur als Printausgabe, weil ich finde, dass Gedichte und Ebook  nicht wirklich zusammen passen.

Willst Du zukünftig auch in einem anderen Genre Bücher schreiben?

Der Plan dazu ist da, ich habe drei angefangene, ganz unterschiedliche, Manuskripte liegen. Eins davon wird voraussichtlich in Richtung Phantasy gehen,  bei den anderen beiden bin ich mir noch nicht ganz schlüssig. Aber zunächst erscheint voraussichtlich Ende November mein zweiter Gedichtband.

Welche/n Autor/in würdest Du gerne mal treffen? Welche Fragen würdest Du stellen?

Ernest Hemingway. Eine fiktive Unterhaltung mit ihm hatte ich ja bereits, als ich bei Madame Tussauds in New York neben ihm saß. (Lach) Man sagt ihm  nach, er habe ein gestörtes Verhältnis zu Frauen gehabt. Ich würde ihn fragen, worin er die Ursache hierfür sieht. Wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob ich überhaupt eine Antwort darauf bekäme. Und ich würde ihn über seine Zeit als Kriegsberichterstatter befragen. Sein minimalistischer Stil zu schreiben, der dann als Eisberg-Theorie in der Literaturgeschichte seinen Platz fand, beeindruckt mich sehr. Wie es kommt, dass man mit so wenig Worten und Emotion dennoch so viel ausdrücken kann, das ließe ich mir von ihm gerne genauer erklären.

Vielen Dank. Ich wünsche Dir eine erfolgreiche Onlinebuchmesse.

 

© Sonja Kochmann

© Sonja Kochmann

© Sonja Kochmann

© Sonja Kochmann

© Sonja Kochmann

 

 

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