© Sonja Kochmann |
London 1941: Obwohl es zu dieser Zeit, trotz Kriegswirren nicht schicklich ist, als Frau bestimmten Berufen nachzugehen, träumt die junge Emmeline Lark davon, Kriegsreporterin zu werden.
Als der “London Evening Chronicle” eine Sekretärin sucht, sieht sie ihre Chance … und landet bei der furchteinflössenden Henrietta Bird. Sie ist die Kummerkastentante der Zeitung “Woman’s Friend”.
Dort soll sie die Leserbriefe aussortieren, die laut Mrs. Bird vor Unerquicklichkeiten strotzen. Doch beim Lesen der Briefe erkennt Emmy, dass diese Briefe wichtige Themen enthalten, die nicht der Schere zum Opfer fallen dürfen. Sie beginnt, den Frauen heimlich zu antworten….
Der Schreibstil der Autorin strotzt genau wie ihre Protagonistin vor Energie und Enthusiasmus. Obwohl im Hintergrund der Handlung der Zweite Weltkrieg tobt, leben die Frauen ihr Leben. Sie sind kriegsentscheidend und leben ihr Leben mit rationierten Lebensmitteln und der drohenden Gefahr durch nächtliche Luftangriffe weiter.
Da wird halt die Gasmaske mit ins Kino genommen oder ein Haarschnitt praktikabel zum Schutzhelm gefertigt. Ein geschilderter Alltag, der einen doch Jahrzehnte nach dem Kriegsgeschehen immer noch zu denken gibt.
Emmy und ihre Freundin Bunty sprühen vor Lebensfreude und versuchen die Contenance zu wahren. Bestimmte Erwartungen an die damalige Frau sind zu erfüllen; komme was wolle.
Ein interessanter Einblick in den zurückliegenden Status der Frau in der Gesellschaft. Dies macht es vermutlich auch so interessant, wie Emmy mit dem Leserbriefen umgeht, denn die Themen Sex vor der Ehe, Heirat mit einem Ausländer, Depressionen, Probleme in der Ehe sind heute eigentlich keine Themen mehr, die als unschicklich gelten. Vermutlich würde Mrs. Bird bei der heutigen Medienlandschaft und ihren offenen Themen einen Herzinfarkt erleiden.
Ob Emmys Antworten an die Leserinnen Konsequenzen haben? Das müsst ihr unbedingt selbst lesen. Ich vergebe volle Punktzahl für dieses bezaubernde Buch über Freundschaft, Liebe, Werte und Normen und an das Morgen ohne Kriegsgeschehen. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt.
Verlag: Kindler
erschienen: 2018
Seiten: 416
ISBN: 978-3463400976
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