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Rowohlt

Rezension

Rezension // David Safier – Miss Merkel: Mord in der Uckermark

Angela Merkel und die TV Berichte bringen Euch derzeit eher zum Weinen und Fluchen als zum Lachen? Es geht auch anders: David Safier zeichnet mit diesem (natürlich fiktiven) Roman ein ganz anderes Bild unserer Kanzlerin.

Wir schreiben das Jahr 2022, ganz Deutschland…ach halt…das ging anders….naja jedenfalls ist Angela inzwischen in Rente und mit ihrem Mann Joachim, dem Personenschützer Mike und einem Mops namens Putin (!) in die Uckermark gezogen. Hier ist alles so schön und friedlich und Angela kann endlich backen und muss sich um nichts kümmern.

Doch auch in der Uckermark gibt es Probleme und als eines Abends Freiherr Phillip von Baugenwitz in seinem verschlossenen Burgverlies vergiftet aufgefunden wird, erwacht Angelas Gerechtigkeitssinn und macht sich zum Leidwesen von Mike auf, den Täter zu ermitteln.

Parallelen zu bekannten betagten Ermittlern sind natürlich nur rein zufällig, aber wer Miss Marple, Columbo oder Sherlock Holmes und Watson mag, wird hier genau richtig sein. Zum Leidwesen von Joachim, Spitzname Puffel, hat er aber hier lediglich die unterstützende Funktion. Die beiden sind jedoch ein niedliches Duo und angesichts der Tatsache, dass der „echte Kanzlergatte“ Joachim ja mit der Kanzlerin in Amt und Würden durch Hoch und Tief gegangen ist, sehr glaubwürdig dargestellt.

Die Verdächtigen sind ein Blumenstrauß der Gesellschaft und es ist spannend, Angela bei ihren Ermittlungen zu begleiten.

Die Charaktere des Buches sind vielfältig und mir war Angela tatsächlich durch die menschlichen Wünsche und die lustigen Dialoge von Anfang an sympathisch. Ihre Gedanken und auch ihre Äußerungen beinhalten durch geschicktes Vorgehen des Autors unterschwellige Kritik an politischen Situationen, Themen und Oberhäuptern anderer Länder.

Ihre Anekdoten mit den „Ministern“ oder anderen bekannten Persönlichkeiten lassen einen laut auflachen und manchmal habe ich mich gefragt, ob es im Kabinett nicht manchmal wirklich wie im Kindergarten zugeht.

Das Finale hat mich ein bisschen an Cluedo erinnert: alle kommen zusammen und der Ermittler bzw. die Ermittlerin berichtet ganz beiläufig von seinen/ihren Erkenntnissen. Warum es dann doch noch gefährlich wird und wer der eigentliche Held der Geschichte ist, müsst ihr unbedingt lesen! Ich gebe ausgesprochen gerne volle Punktzahl und hoffe, dass David Safier sich zu einer Fortsetzung überreden lässt und dafür noch ausreichend Ideen hat!

 

Verlag: Kindler Verlag

erschienen: 2021

Seiten: 320

ISBN: 978-3463406657

Interview

Interview // Ildikó von Kürthy – Es wird Zeit und Es wird Zeit: Das Tagebuch zum Klagen, Lachen, Klügerwerden

Vor einigen Wochen hatte ich die Gelegenheit, über Rowohlt an einem Online-Meeting mit Ildikó von Kürthy und Ihrer Lektorin teilzunehmen. Dadurch neugierig geworden, las ich das Buch und machte mich tatsächlich mal wieder an das Tagebuch schreiben. Die Rezensionen zu diesen Büchern finden sich über die Suchfunktion auf diesem Blog.

© Sonja Kochmann

© Sonja Kochmann

 

Doch ich war immer noch neugierig und durfte der Autorin ein paar Fragen zukommen lassen:

 

Wer oder was hat Sie zum Schreiben gebracht?

Ich war schlecht in Mathe und wurde auch nicht als Model entdeckt. Ich bin sehr einseitig begabt und hatte nie die Qual der Wahl zwischen mehreren Talenten. Meins war eindeutig das Schreiben, das Formulieren und das Fabulieren. Mein Vater war blind und insofern war Sprache bei uns zu Hause überlebenswichtig. Sobald ich sprechen konnte, begann ich, meinem Vater die Welt zu beschreiben, sie für ihn wahrzunehmen und alles, was ich sah, für ihn in Sprache zu übersetzen.

Wollten Sie schon immer Autorin werden?

Ich wollte mich mit dem beschäftigen, was mir leicht fiel und Freude machte. Das war das Schreiben. Ich kann nur jedem empfehlen, sich seinen Beruf nach Neigung, Lust und Leichtigkeit auszuwählen. Man möchte ja nicht sein Leben damit verbringen, etwas zu tun, was vielleicht der Opa für sinnvoll hielt oder was einem unheimlich viel Mühe bereitet. Ich wurde Journalistin und Schriftstellerin und habe das nicht einen Tag lang bereut.

Wie schreiben Sie? Wie verläuft ein Arbeitstag bei Ihnen?

Wenn ich gerade an einem Roman schreibe, arbeite ich sehr diszipliniert von dem Moment an, wo meine Kinder in der Schule sind bis zum frühen Nachmittag. Dann lebt meine ganze Familie mit den Figuren des Buchs, leidet mit ihnen und auch mit mir, wenn ich das Gefühl habe, nicht weiterzukommen. Es gibt natürlich auch andere Phasen der Buchentstehung, die ganz anders und viel weniger strukturiert sind. Es gibt die fremdbestimmte, aufregende und anstrengende Zeit der Pressearbeit, in der sich Interviews und Fernsehauftritte häufen. Dann die Monate, in denen ich auf Tour gehe und mit meiner Show zum Buch auftrete und schließlich die Luxus-Zeit des Durchatmens.

Wer ist Ihr Lieblingsschriftsteller?

Meine LieblingsschriftstellerInnen sind Dorothy L. Sayers, Mariana Leky, Rosamunde Pilcher, Liselotte Welskopf-Henrich, Joachim Meyerhoff, Stefan Zweig und Friedrich Torberg.

Was ist Ihr Lieblingsbuch und was lesen Sie gerade?

Ich liebe „Die Tante Jolesch oder der Untergang des Abendlandes in Anekdoten“ von Friedrich Torberg und lese es regelmäßig, immer wieder seit Jahrzehnten und mit wachsender Begeisterung. Es war schon das Lieblingsbuch meiner Mutter. Im Moment lese ich, so wie meistens, ein Sachbuch und einen Roman gleichzeitig. Und zwar das bewegende Buch gegen das traditionelle Schönheitsideal „Body Politics“ von Melody Michelberger und den phantastisch aufwendig konstruierten, spannenden Kriminalroman von Joël Dicker „Das Geheimnis von Zimmer 622“.

Ein Tagebuch ist ja etwas Greifbares. Eine Baustelle, an der immer gewerkelt wird. Wie stehen Sie zum Ebook?

Ich liebe Ebooks und nutze sie nie. Ich bin eine treue Freundin von Papier – aber ich begrüße und verstehe natürlich den Fortschritt, den es bedeutet, Bücher elektronisch lesen zu können. Letztlich ist es mir egal, wie und wo – Hauptsache es wir gelesen!

© Sonja Kochmann

 

Die Live Lesung mit Saskia Fischer war der Hammer. Was ging Ihnen da so allein mit den Technikern ohne Publikum so durch den Kopf?

Saskia und ich haben diesen Auftritt von Anfang an wahnsinnig genossen. Wir wussten: Das wird etwas ganz Besonderes. So etwas haben wir beide noch nie erlebt, wir werden es nie vergessen und noch unseren Enkeln davon erzählen. Es war absurd und wunderbar. Das leere Theater. Fünf Leute im Raum. Rauchen auf der Bühne. Nachrichten von „Draußen“ per Telefon. Kein Applaus, kein Lachen, keine Gesichter in die man schauen kann. Und trotzdem: Eine Chance, aufzutreten, Nähe zu schaffen und uns alle daran zu erinnern: Wir sind nicht allein.

© Sonja Kochmann

© Sonja Kochmann

 

Wird es noch mehr online Lesungen geben?

Ich hoffe nicht! Ich musste so viele Shows verschieben – aber jetzt rechne ich fest damit, ab Herbst wieder auf der Bühne zu stehen und all das nachzuholen, was ich so schmerzlich vermisst habe.

Hat sich Lindt inzwischen für einen Sponsorvertrag zur Verfügung gestellt?

Hartleibiges Pack! Ich rechne stündlich mit einem lukrativen Angebot.

Auch das Werkstattgespräch mit Ihrer Lektorin war toll. Gibt es inzwischen Pläne für die geforderte Bettwäsche mit dem Design von Peter Pichler?

Ich bin froh, dass Sie dieses empfindliche Thema ansprechen. Jede Nacht weine ich mich in den Schlaf, weil ich nicht in Peter-Pichler-Bettwäsche liege. Das muss endlich öffentlich gemacht werden.

Welche/n Autor/in würden Sie gerne mal treffen? Welche Frage würden Sie stellen?

Einen Nachmittag mit Thomas Mann würde ich gerne verbringen. Ich glaube allerdings nicht, dass wir uns besonders gut verstehen würden. Abends würde ich mich dann gerne mit Rosamunde Pilcher, Glennon Doyle, Margarete Stokowski und Simone de Beauvoir beisammensitzen und ihnen zuhören, wie sie über Feminismus diskutieren.

© Sonja Tobias

 

Vielen Dank für diese Einblicke und ich gespannt, ob Sie bezüglich des Designs oder der Schokolade irgendwann Erfolg verbuchen können.

Rezension

Rezension // Ildikó von Kürthy – Es wird Zeit – Das Tagebuch zum Klagen, Lachen, Klügerwerden

Wie bereits bei der Rezension zu „Es wird Zeit“ geschrieben, schiebe ich diese Rezension auch schon eine Weile vor mir her. Zu diesem Buch gab es ein Online-Werkstattgespräches mit Ildikó von Kürthy und ihrer Lektorin, an dem ich mit einigen Bloggern teilnehmen konnte. Es war sehr persönliches Gespräch in das die Blogger über den Chat mit einbezogen wurden und ich konnte mich anschließend kaum trennen.

© Sonja Kochmann

Wir haben über Bettwäsche und Teeservice im Design des Buches gefachsimpelt und haben miteinander verglichen, was wir mit Tagebuch schreiben verbinden….

Mit diesem Buch musste ich mich tatsächlich ein bisschen anders beschäftigen und selbst tätig werden. Denn die Autorin gibt Anregungen und Denkanstöße zum Tagebuch schreiben. Es finden sich in einem wundervollen Design (daher die Idee mit der Bettwäsche) verschiedene Themen und Anregungen. Dabei verbleibt es nicht nur bei diesem Buch, sondern es verweist auf die Homepage www.eswirdzeit.de. Auch hier gibt es viel zu entdecken, was ich noch gar nicht alles gesichtet habe.

D.h. ich habe mich erst einmal an der Vielzahl an … nennen wir es Ausflügen beteiligt. Hier gibt es z.B. einen Podcast zu einer Meditationsanleitung oder Geständnisse der Hobbyköchin Ildikó von Kürthy mit Einblicken mit der Köchin Lea Linster oder neben der Selbstreflektion Themen zur Selbstliebe und Schönheit inkl. Schminktipps mit Yasmina Filali. Es gab viel zu entdecken; eine passende Playlist und und und ….und dann soll man das Buch wie eine Baustelle sehen und tatsächlich selbst zum Stift greifen.

Dieses Buch kam gerade richtig. Der Beginn war ganz klein und wurde immer mehr (größer). Quasi vom Wort zum Tagebuch und jetzt in Coronazeiten, wo man zu Hause sitzt und man Zeit hat (dann ist wohl gerade jetzt die Zeit), über viele Dinge nachzudenken, bringt man tatsächlich einiges in dieses schöne Buch mit den Aquarellzeichnungen von Peter Pichler, der hier nicht ungenannt bleiben darf.

© Sonja Kochmann

Das Buch endet und das darf man spoilerfrei verraten mit einem Aufruf zur Vernetzung und zum weiter fleißig schreiben. Also ran an das Buch und begebt Euch auf amüsante Ein- und Ausblicke, in denen man sich wieder findet: volle Punktzahl.

 

Verlag: Rowohlt Taschenbuch

erschienen: 2020

Seiten: 384 und 240

ISBN: 978-3499005633