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Rezension

Rezension // Marc Elsberg – GIER: Wie weit würdest du gehen?

Aufgrund der desaströsen wirtschaftlichen Lage mancher Länder und der Protestaktionen gegen soziale und finanzielle Ungerechtigkeiten findet ein Sondergipfel in Berlin statt.

Der Nobelpreisträger Herbert Thompson soll dort eine Rede halten. Sie soll alles ändern, denn er hat eine mathematische Lösung gegen das Elend gefunden. Doch er wird nie ankommen. Bei einem manipulierten Autounfall sterben Thompson und sein Assistent. Der Zeuge und Ersthelfer Jan Wutte will wissen, was die letzten Worte bedeuten und lässt sich auf eine Hetzjagd auf Leben und Tod ein.

Marc Elsberg hat es wieder geschafft. Er hat ein aktuelles Thema gefunden und in packende und mitreißende Seiten gebannt.

Sparpakete und Banken- und Unternehmensrettungen begleiten unseren Nachrichtenalltag. Dass die Reichen immer reicher werden und die Armen nicht vorankommen, ist schon lange bekannt. Doch die Grundlagenforschung von Wissenschaftlern rund um Ole Peters am London Mathematical Laboratory hat für Marc Elsberg einen Lösungsansatz geschaffen, der die Grundlage seines Thrillers bildet.

Um die Mathematik dahinter zu veranschaulichen, hat der Autor eine Bauernfabel geschaffen, die es für die Protagonisten zu lösen bzw. zu vervollständigen gilt.

Der Lesefluss wird, trotz der mathematischen Theorie, nicht gestört, sondern unterstützt. Jan Wutte flieht bald mit einer bunt gemischten Gruppe Helfer und Verbündeter durch Berlin. Die Charaktere sind interessant gelungen und repräsentieren Mitglieder verschiedener Gesellschaftsgruppen.

Die Schnitzeljagd nach dem Auftraggeber des Mordes und die Auflösung der Bauernfabel stehen einem Robert Langdon (Dan Brown) in nichts nach.

Besonders positiv möchte ich auch die Zeichnungen zur Verdeutlichung erwähnen, die auch auf dem ebook reader gut zu erkennen sind (was häufig nicht der Fall ist).

Leider lässt sich die im Nachwort versprochene Animation auf bauernfabel.org noch nicht ausprobieren, aber ich werde es Mitte März 2019 noch einmal probieren.

Ich vergebe 9 von 10 Punkten, da das mathematische Thema nicht ganz so meins war. Allerdings fand ich die Hetzjagd mehr als gelungen, so dass ich mir doch eine Verfilmung wünschen würde.

 

Verlag: Blanvalet

erschienen: 2019

Seiten: 448

ISBN: 978-3764506322

Rezension

Rezension // Timur Vermes – Die Hungrigen und die Satten

© Sonja Kochmann

Nach “Er ist wieder da” hat sich Timur Vermes an ein neues heikles und unbequemes Thema gemacht: Flüchtlinge. Die Rezension ist genau wie das Buch nicht leicht, denn ich möchte es wertfrei von politischen Überzeugungen halten.

Der Autor selbst hat zu böser und auch morbider Satire gegriffen. Wer noch mit Kalauern à la “Hitlerjunge Ronaldo” aus “Er ist wieder da” rechnet, wird hier enttäuscht. Allerdings hat der alte Buchtitel einen kleinen Cameoauftritt.

Hier gibt es Spitzen zur momentanen Bildungsfrage, der medialen Unterhaltungsmaschinerie, der Quotenmacherei und der Scheinwelt, in der manche Menschen gerne leben, um nicht über den Tellerrand ihrer Wohlstandsgesellschaft hinausschauen zu müssen.

Als roten Faden führt Nadeche Hackenbusch, ein Möchtegern-TV-Sternchen mit Message eines Privatsenders, durch die Handlung. Sie will mit Glitzerschühchen live und Farbe aus Afrika berichten. Aufgrund hormoneller Manipulation durch ihren schwarzen Assistenten Lionel setzt sich ein Zug von 150.000 Flüchtlingen zu Fuß Richtung Deutschland in Bewegung.

Doch wer denkt, die schaffen das nicht, unterschätzt das durchaus existierende Netzwerk, der Leute, die an Flüchtlingen verdienen und das um jeden Preis.

Mit überzogenen Situationen und Seitenhieben an existierende Personen des öffentlichen Lebens aus Politik, TV und Literatur spitzt sich das Buch zum Ende dramatisch zu und lässt den Leser, sofern er sich durch 450 Seiten gekämpft hat, als Gaffer dastehen.

Das Buch stimmt nachdenklich und das soll es auch. Denn unsere politische Situation ist (vielleicht?) nicht weit von diesem überspitzen Szenario entfernt, in dem die Werte und Normen ins Wanken geraten und die deutsche Geschichte sich wiederholen könnte!?

Aufgrund der Längen vergebe ich 8 von 10 Punkten.

(Außerhalb der Wertung und eher ein Hinweis an den Verlag: Beim ebook ist als Abschluss ein Aufsatz als Bild dargestellt. Dadurch kann man leider die Ränder sehr schlecht und die letzten Zeilen teilweise gar nicht lesen.)

Verlag: Eichborn
erschienen: 2018
Seiten: 512
ISBN: 978-3847906605

Rezension

Rezension // Uwe Laub – Sturm

Das Wetter auf der ganzen Welt spielt verrückt: Ein Tornado verwüstet das Olympiastadion in Berlin, der Permafrostboden in Siberien taut, Hagelstürme verwüsten Hannover und in Australien verdunsten ganze Seen. Verletzte und Tote sorgen für einen Schockzustand der betroffenen Nationen. Es beginnt ein Kampf gegen…..

Bereits bei der Verlagsvorschau ist mir das Buch aufgefallen. Seit Marc Elsberg habe ich einen Faible für diese Art von Thriller entwickelt und der Schreibstil von Uwe Laub kann hier hervorragend mithalten.

Natürlich war ich als Hannoveranerin gespannt, welche Teile von Hannover betroffen sind und ein Blick aus dem Fenster (Schnee, Eis brrr) lassen einen dann doch etwas nachdenklich werden. Leider habe ich aufgrund der Grippe die Lesung in Hannover oder auf der Buchmesse verpasst, aber ich hatte tolle und spannende Lesestunden:

Uwe Laub schafft zwei glaubhafte und sympathische Protagonisten, die in der aktionreichen Handlung bestehen müssen. Die nötigen wissenschaftlichen Erklärungen werden locker und leicht in die Handlung eingeflochten, so dass man als Laie das nötige Know How der Verschwörung nach und nach erfährt.

Die Sekretärin Laura und der Wetterspezialist Daniel werden zu einem unschlagbaren Duo bei der Aufspürung des anfänglich unsichtbaren Feindes  (Laura mutiert als Mutter fast zur Superheldin. Streng nach dem Motto: leg dich nicht mit Mutti an!).

Es stellt sich dem Leser die unheimliche Frage: wie viel ist Fiktion und wie viel Realität?

Volle Punktzahl.

(Einen Abzug in der Kür gibt es für den Verwendung des Begriffs Bahre. Denn die Person, die in der Szene drauf lag, war sehr lebendig und blieb es auch. Liebe Lektoren…achtet mal darauf! Eine Bahre ist nur für Leichen!)

Verlag: Heyne
erschienen: 2018
Seiten: 400
ISBN: 978-3453419803

 

© Sonja Kochmann