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Thriller

Rezension

Rezension // Martin Muser – WEIL.

„Weil“ ist bereits ein interessanter Titel für ein Jugendbuch. Beinhaltet dieser tatsächlich viel mehr, nämlich ein was und ein warum. Was geschieht hier und welche Gründe gibt es dafür?

Fünf Jugendliche fahren in ein Wochenendhaus auf dem Land, um dort für das Abitur zu lernen. Auf dem Weg dorthin gabeln sie einen Anhalter auf. Da Ihnen sein Verhalten und seine Art widerstrebt, lassen sie diesen bei der nächsten Tankstelle zurück und entsorgen seine Tasche einfach, in dem sie diese aus dem Fenster werfen. Doch der Anhalter weiß genug, um am nächsten Morgen in Begleitung vor der Tür zu stehen. Ein tyrannisches Wochenende beginnt und es…eskaliert.

Was wäre, wenn? Eine Frage, die schon häufig gestellt wurde. Wie ändert sich ein Gruppengefüge, wenn Macht, Gewalt und Angst die Überhand gewinnen?

Die Protagonisten sind Jugendliche wie Du und ich. (Naja, wie ich mal war. Schließlich liegt meine Abizeit schon einige Jahrzehnte – OMG – zurück.) Große und kleine Ziele, ein Pärchen in der ersten Krise, Zukunftsträume und Ungewissheiten. Jedoch haben alle eins gemeinsam: Sie sind in einem intakten Umfeld groß geworden. Existenzielle Sorgen und Nöte kennen diese Jugendlichen jedoch nicht. Was entschuldigt dann ein überhebliches oder sogar abwertendes Benehmen?

Ist es dann Karma, wenn sich derjenige wehrt oder seine Macht durch Gewalt demonstriert? Ab wann ist sich jeder selbst der nächste? Wo ist die Verantwortlichkeit?

Das Buch war – nein, ist –  ein echter Pageturner und sollte es meiner Meinung nach zu einer Klassenlektüre bringen! Es modernes Drama, dass u.a. Aspekte von Nietzsche und Co. beinhaltet und mit Sicherheit mehr Jugendliche erreicht und abholt, als so manche angestaubte Klassenlektüre meiner Schulzeit. Ein Buch für das ich gerne volle Punktzahl vergebe und das auch das Potenzial hat, es auf die Leinwand oder Mattscheibe zu schaffen.

 

Verlag: Carlsen

erschienen: 2023

Seiten: 128

ISBN: 978-3551584939

Rezension

Rezension // Dana Schwartz – Anatomy (#1)

Ein Buch mit dem Titel „Anatomy“ und am Anfang gleich ein Zitat von Mary Wollstonecraft Shelley aus Frankenstein. Respekt. Mit den ersten Buchstaben wurde damit gleich absolute Neugier geweckt. Dann noch dazu das Cover und man geht bereits gespannt in die ersten Seiten…

Davey und Munro sind 1817 Edinburgh auf einem Friedhof dabei, die Leiche einer jungen Frau auszugraben. Schon ein kleines Gänsehautgefühl stellt sich ein. Durch den Schreibstil, kann man die feuchte Erde riechen und das Spatengeräusch förmlich hören. Wofür wird die Leiche benötigt und was sind Auferstehungsmänner? Doch es kommt alles anders und … Schnitt (im wahrsten Sinne des Wortes).

Lady Hazel Sinnett möchte Ärztin bzw. Chirugin werden. Doch zu dieser Zeit ist dies als Frau unmöglich. Von ihr wird erwartet, in Kürze sich mit ihrem Cousin zu verloben und einen Erben zu produzieren. Dabei soll sie Empfänge besuchen und schön aussehen. Ihre Fingerfertigkeit und ihre Intelligenz werden eher beim Sticken gern gesehen und so fällt es ihr nicht schwer, im Verborgenen persönliche Experimente am Hauspersonal und Tieren durchzuführen. Denn sie hat freien Zugang zur Bibliothek ihres Vaters, der so manchen medizinischen Wälzer dort aufbewahrt.

Durch Zufall und Glück trifft sie Dr. Beechem und schließt mit ihm einen Deal ab, schafft sie es ohne die Vorlesungen zu besuchen, die medizinische Prüfung zu bestehen, darf sie unter seinen Fittichen Chirurgin werden. Doch die Bücher liefern nicht alle Erkenntnisse, die sie zum Lernen braucht, gut, dass sie bereits den jungen Auferstehungsmann Jack kennt. Doch dieser liefert ihr nicht nur Leichen, er sorgt auch für Schmetterlinge in ihrem Bauch. Als die beiden medizinische Ungereimtheiten bei den Leichen entdecken, kommen Sie etwas Großem auf die Spur.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und die Hauptprotagonisten Hazel und Jack sind sehr sympathisch gelungen. Der Lesefluss wird ab und an durch Ausschnitte einer medizinischen Abhandlung unterbrochen, durch die man nach und nach Verdacht schöpft, was da vor sich gehen könnte.

Das Buch beinhaltet viele Elemente die Rolle der Frau, ethische Grundsätze bei der Gewinnung von medizinischem Wissen, eine zarte Liebesgeschichte im historischen Edinburgh und einen Hauch Thriller mit ein bisschen Phantastik.

Von dieser ausgewogenen Vielfältigkeit wurde ich tatsächlich überrascht und mal ganz ehrlich, das Cover ist nun wirklich der Hammer und ein echter Hingucker! Mit vollem Herzblut vergebe ich volle Punktzahl.

 

Verlag: Loewe

erschienen: 2022

Seiten: 384

ISBN: 978-3743214989

Rezension

Rezension // Ursula Poznanski – Stille blutet (Mordgruppe #1)

Die Wiener Nachrichtensprecherin Nadine Just stutzt beim Lesen einer Teleprompternachricht vor laufender Kamera…hat sie doch gerade ihren eigenen Tod angekündigt. Schnell geht das Video mit dem #inkürzetot viral. Als sie dann tot aufgefunden wird, wird die Mordgruppe mit der jungen Ermittlerin Fina Plank hinzugezogen. Kurz darauf widerfährt dem Blogger Gunther Marzik ein ähnliches Schicksal. Wer steckt hinter den Morden?

Ursula Poznanskis Thriller sind für mich immer ein Lesehighlight. (Ich mag die Jugendbücher auch, aber die Thriller sind hervorragend aufgebaut und die Charaktere meist sehr gelungen.) Im Fokus steht hier die junge Ermittlerin Fina Plank. Sie ist neu in der Mordgruppe und hat es mit vier weiteren Kollegen zu tun, die sie mal mehr oder weniger akzeptieren. Meist ist sie jedoch mit Oliver Homburg unterwegs, der sehr sexistisch und abwertend ihr gegenüber auftritt. Er trauert seinem alten Kollegen hinterher. Für mich ist dies sehr realistisch. Es können ja nicht immer, wie im Tatort, die Super-Duos unterwegs sein und in jedem Team gibt es mal Reibereien.

Trotz Teamspannungen und Kompetenzgerangel stürzen sich alle ins Geschehen. Immerhin sind Menschen ermordet worden. Schnell gerät Nadines Ex ins Visier der Ermittlungen. Kann das passen?

Ein geplantes Rachespiel offenbart sich dem Leser nach und nach. Doch gibt es einen weiteren Mitspieler, der ein Puzzleteil hineinschmuggelt, dass nur auf den ersten Blick passt. Dieser Mitspieler bekommt einzelne Kapitel gewidmet und am Ende des Buches (keine Angst; kein wirklicher Spoiler:) findet sich zwar ein Mörder, aber die Mordgruppe und auch der Mitspieler sind noch lange nicht fertig. Volle Punktzahl und…psst schaut mal in den Bericht über die Lesung hinein.

© Sonja Kochmann

Verlag: Knaur HC

erschienen: 2022

Seiten: 400

ISBN: 978-3426226896