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Thriller

Rezension

Rezension // Andreas Winkelmann – Hast du Zeit?

Hast du Zeit? Bei Zeit fange ich automatisch zwei Lieder an zu trällern…“Hast Du etwas Zeit für mich, dann singe ich ein Lied für Dich.“ Okay, Andreas Winkelmann habe ich zwar auf den Lesungen noch nicht singen gehört, aber bei seinen Büchern ist eher mit Mord und Totschlag zu rechnen.

Damit fängt das Buch auch mit einer ordentlichen Taktung an. Teilweise hatte ich beim Lesen leider nicht soviel Zeit wie gewünscht, so dass ich im ersten Drittel etwas verwirrt durch die Protagonistenanzahl strauchelte.

Aber vielleicht wollt Ihr dennoch wissen, welches Lied noch hervorragend passt? Nein? Doch? Egal. Es heißt „Zeit“ und ist von der Band Rammstein. Heißt es doch in diesem Lied so passend für dieses Buch „Warmer Körper ist bald kalt (…) Zeit, bitte bleib stehen, bleib stehen. Zeit, das soll immer so weitergehen.“

Da ich die Bücher von Andreas Winkelmann aufgrund seines packenden Schreibstils sehr mag, habe ich mich tapfer durch die Anfangsschwierigkeiten gekämpft und ahnte schon, nicht jeder kommt hier lebend raus. Rückblickend muss ich sagen: Die Idee für das Buch ist hervorragend umgesetzt. Das anfängliche Wirrwarr würde ich schon beinahe als gewolltes Mittel zum Zweck bezeichnen. Mit Einschüben erfährt der Leser von den Gedanken des Täters und tappt wie einige Protagonisten im Dunkeln, wer dort bestraft wird. Wofür? Für rücksichtslose Zeitdiebe. Habt Ihr auch schon einmal Zeit gestohlen?

Vermutlich sollte man sich in Acht nehmen, wenn der Autor mit seinem Buch auf Lesereise geht. Ich habe bereits Karten und freue mich schon auf Andreas Winkelmann.

Ich vergebe 9 von 10 Punkten.

 

Verlag: Rowohlt

erschienen: 2024

Seiten: 416

ISBN: 978-3499013300

Rezension

Rezension // Michael Tsokos und Florian Schwiecker – Der 1. Patient (Eberhardt & Jarmer ermitteln #4)

Beinahe wäre nach dem Erholungsurlaub und ruhiger Auftragslage Langeweile bei Rocco Eberhardt aufgekommen, doch dann geschieht während einer Routineoperation ein tödlicher Fehler und Dr. Sasha Müller wird von der Staatsanwaltschaft wegen eines Behandlungsfehlers angeklagt. Doch die Ärztin wurde bei der Vorbereitung der Operation durch ein KI-System unterstützt. Wem ist der Fehler zu zurechnen? Der Ärztin oder der künstlichen Intelligenz?

KI ist ein schwieriges Thema. Sieht man auf der einen Seite viele Vorteile, gibt es natürlich auch Nachteile. Da Rocco Eberhardt in seinen letzten drei Fällen ordentlich Medienaufmerksamkeit bekommen hat, stürzt sich auch dieses Mal die Meute der Journalisten auf den Fall.

(An dieser Stelle schnell hinzugefügt: Die Bände können inhaltlich separat gelesen werde, da es jedes Mal um abgeschlossene juristische Fälle handelt. Die Protagonisten entwickeln sich jedoch weiter und werden nach und nach zu einem eingeschworenen Team.)

Schnell wird klar, die Zeitungen wollen die Story um jeden Preis verkaufen, um ihre Auflagen zu erhöhen. Dabei nehmen sie keinerlei Rücksicht.

Ich möchte an dieser Stelle ein kleines bisschen spoilern. Der Patient muss sein Leben lassen, da es bei einem kleinen Detail Unstimmigkeiten gibt. Wer dies verschuldet hat, ist in dieser Rezension nicht Thema und ist spannend zu verfolgen, aber…ich selbst hatte schon mehrfach das fragliche Vergnügen operiert zu werden und vertrage ein Medikament nicht. Mehrfach habe ich noch halb wach gemurmelt: “Das x vertrag ich nicht.“ Einmal wurde es mir versehentlich gegeben und einmal wurde eine aufgezogene Spritze darauf hin wieder weggelegt und gesagt: „Schade, das wirkt so gut. Hätte ich beinahe gegeben.“

Behandlungsfehler können vielseitig sein. Ein Arzt ist nur ein Mensch, Die KI wird programmiert von Menschen und lernt evtl. stetig dazu. An welcher Stelle, wird es gefährlich? Mit diesem Gedankenexperiment beschäftigt sich u.a. dieses Buch.

Die Dosis Justiz hat mich diesmal streckenweise an John Grisham erinnert, denn hier gibt es einige spannende Entwicklungen im Gerichtssaal. Garniert wird das Ganze mit Fakten aus der Rechtsmedizin, so dass Rocco Eberhardt, Dr. Justus Jarmer und Tobias Baumann ordentlich zu tun haben. Obwohl für manche Leser Justizthriller trocken sind, war ich hier von der ersten Seite von der Thematik gefesselt und habe es an einem Wochenende ausgelesen: da kann man nur volle Punktzahl vergeben!

 

 

Verlag: Knaur TB

erschienen: 2024

Seiten: 352

ISBN: 978-3426446232

Rezension

Rezension // Tibor Rode – Der Wald: Er tötet leise

Weltweit erhalten die Menschen Postsendungen mit Pflanzensamen. Die Neugier siegt, trotz behördlicher Warnungen, werden die unbekannten Samen eingepflanzt und eine invasive und tödliche Pflanze breitet sich global aus. Die Pflanze selbst und auch ihre Pollen sind tödlich für den Menschen.

Der Botaniker Marcus Holland, Spezialist für Pflanzen-Neurobiologie gerät unerwartet in das Geschehen hinein. Kann er etwas dazu beitragen, die Pflanze aufzuhalten? Wer ist verantwortlich für die anonym verschickten Päckchen? Was hat Johann Wolfgang von Goethe damit zu tun und ist womöglich das Ende der Menschheit, verursacht von einer Pflanze, da?

Tibor Rode hat mit diesem Buch einen spannenden Umwelt-Thriller geschaffen. Die Ereignisse überschlagen sich und man kann das Buch kaum aus der Hand legen.

Vor meinem geistigen Auge wucherte eine Art Riesen-Bärenklau durch die Weltgeschichte. Da ich selbst als Kind übelste Verbrennungen durch einen harmlosen Kontakt mit dieser Pflanze erlitten habe, war diese „böse“ Killerpflanze für mich literarisch ein gelungener Gegner für Markus Holland. Markus Holland anfänglich als Wissenschaftler fasziniert, muss als Mensch schließlich das Dilemma erkennen. Die Pflanze kann und wird die Menschen vernichten. Doch wie kann diese aufgehalten werden?

Mehr kann man über dieses Buch nicht verraten, ohne zu spoilern, aber ich habe jede Leseminute genossen.

Ein faszinierendes Buch mit einem Ende, mit dem man sich anfreunden Muss. Ich vergebe daher 9 von 10 Punkten.

 

Verlag: Droemer HC

erschienen: 2023

Seiten: 464

ISBN: 978-3426284001