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Markus Heitz

Interview/ Special

Special // Blogger-Adventskalender 2019: Türchen Nummer 10 // Interview mit Markus Heitz

© Mona Tintenhain

© Mona Tintenhain

 

Dieses Jahr bin auch ich Teil des Blogger-Adventskalenders, der von der lieben Mona von Tintenhain.de organisiert wird. Als besonderes Weihnachtsschmankerl habe ich hier ein Interview mit Markus Heitz für Euch. Der Meister der Zwerge, Vampire, Werwölfe und andere unglaubliche Kreaturen hat in diesem Jahr das Buch “Der Tannenbaum des Todes” veröffentlicht. Da mir diese schwarzhumorigen Geschichten so gefallen haben, war ich natürlich begeistert, von der Bereitschaft, ein Interview zu geben. Wem also der Schokoladenadventskalender zu trist und fad ist, der sollte ihn unbedingt mit diesem Büchlein aufstocken. Doch nun zum Interview:

© Sonja Kochmann – März 2017

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Wirtshaus „Zum alten Bahnhof“?

MH: Oh, Willi und ich kennen uns noch aus den Tagen, als ich einen Irish Pub hatte. Dort tauchten nach Dienstschluss gerne die Mannschaften aus der Hotel- und Gastrobranche zum Absacker auf, und wir kamen ins Gespräch. Als er sich mit seiner Frau selbstständig machte und ich öfter in seinem Alten Bahnhof einkehrte, entstand die Idee: Lass uns doch mal was zusammen machen. Hat sich nicht als Schnapsidee erwiesen, wie wir feststellten. Das sind jetzt… elf Jahre? Zwölf? Wie die Zeit vergeht.

Wie lief die Veranstaltung „Böser die Glocken“ ab?

MH: Die gibt es immer noch, und ein Ende ist nicht abzusehen! Zum Glück. Es geht immer im Wechsel zwischen verschiedenen Gängen und Kurzgeschichten. Dabei verfliegen die Stunden recht schnell.

Christkind oder Weihnachtsmann im Hause Heitz?

MH: Weder noch. Klingt komisch, ist aber so. Die alte Tradition allerdings besagt, dass das Christkind die Geschenke bringt.

Nur der Nikolaus ist ein Streitfall: Füllt er den Stiefel nun am 6.12. abends oder in der Nacht vom 5. auf den 6.?

Das Christkind kommt ja auch erst am 24. abends…

Da scheiden sich die Geister der Weihnacht.

© Sonja Kochmann

 

Was war das schönste und welches das schrecklichste Geschenk, das Sie jemals erhalten haben?

MH: Puh, an schreckliche Geschenke kann ich mich gar nicht erinnern. Da hatte ich Glück. Und meine schönsten Geschenke bekam ich abseits von Weihnachten, glaube ich, aber die verrate ich nicht. Sind ja meine Geschenke gewesen.

Abgesehen davon bin ich großer Fan des Schrottwichtelns! Da weiß man vorher schon, was auf einen zukommt und freut sich auf den unsinnigen, blöden Quatsch.

Ab wann haben Sie nicht mehr an den Weihnachtsmann geglaubt und warum?

MH: Ich denke, das Thema war mit Ende der Grundschulzeit durch, und auch da musste ich mich schon sehr anstrengen, es bis dahin beizubehalten. Man bekommt es als Kind doch mit.

Dennoch war der Gedanke schön, dass ein geheimnisvoller Zauber der Weihnacht dafür sorgte, dass sich der Stiefel füllte und der Wunschzettel mitgenommen wurde.

Mist, ich hatte nie Abschriften gemacht. Sonst könnte ich ja eine Resteliste machen: „Dinge, die noch fehlen“ – das ist fast schon ein Buchtitel!

Gab es einprägende Erfahrungen mit Makronen und anderem Weihnachtsgebäck?

MH: Nur, dass die Geschmäcker sehr verschieden sind. Ich halte schnöden Mandelspekulatius für extrem langweiliges Gebäck, aber Gewürzspekulatius ist der Himmel. Dazu eine gute Tasse Tee – perfekt.

Aber nie NIE vor dem ersten Advent!

Ich boykottiere Lebkuchen im Spätsommer.

Einmal biss ich auf eine Kreation, bei der es jemand mit Orangeat und Zitronat sehr gut meinte. DAS war übel. Ich mag das Chemieobst ohnehin nicht, doch das machte es… schwer zu sagen. Ich hatte diesen Geschmack gefühlt zwei Tage im Mund.

© Sonja Kochmann

 

Welche Weihnachtstraditionen pflegen Sie?

MH: Lebkuchen selbst backen. Das ist ein Muss, mit vielen Gewürzen.

Sind die Räumpflicht und die penible Ausführung für Sie typisch deutsch? Was fällt noch darunter?

MH: Hahaha, ja, die Räumpflicht ist so eine Sache. Im Prinzip sinnvoll, aber umgekehrt nehmen sich die Gemeinden das Recht heraus, Wege und Straßen nicht zu räumen. Da wäre ich schon für Gleichheit, wobei ich auf etwa 200 Metern Höhe da gut lachen habe. Der Schnee liegt bei uns maximal einen halben Tag, dann ist er bereits getaut. Schade.

Oh, typisch ist es auch, samstags die Straße zu kehren. Die Räumpflicht ist wahrscheinlich die Fortführung dieser Beschäftigungsfolter.

Auf Island müsste man leben: Die nutzen die Geothermie, um die Straßen einfach aufzutauen. Perfekt! Liegenbleiben und sich über Eis und Schnee freuen, ohne die Schaufel schwingen zu müssen.

Welche Weihnachtslieder müssen sein?

MH: Als Empfehlung und nicht das, was ich unbedingt höre, einfach mal: “Grandma got run over by a reindeer.” Herrlich albern! https://www.youtube.com/watch?v=MgIwLeASnkw

Ansonsten gerne auch Weihnachten mit den StarWars-Charakteren „Christmas in the Stars“. Einfach schön schräg! Was es alles gibt. https://www.youtube.com/watch?v=5X-O_mn4aS8

Was ich natürlich höre: „A Nightmare before Christmas“. War klar, nehme ich an?

Und das magische „Shchedryk“, im Westen bekannt als „Carol of the Bells“.

Aber eigentlich -so sagt es die Legende- hat es seinen Ursprung in einem alten Zauberspruch, der mit Weihnachten gar nichts zu tun hatte.

Tante Wiki sagt: „The song is based on a traditional folk chant whose language was thought to have magical properties. The original traditional Ukrainian text used a device known as hemiola in the rhythm (alternating the accents within each measure from 3/4 to 6/8 and back again). The chant based on an ostinato four-note pattern within the range of a minor third is thought to be of prehistoric origins and was associated with the coming New Year which in Ukraine before the introduction of Christianity was originally celebrated in April.“

Na, das ist doch mal was!

Das ukrainische Volkslied wurde später umgetextet. Das erklärt, warum er sich so komplett anders anhört als die üblichen Weihnachtssongs. Gänsehaut!

Was steht Weihnachten im Hause Heitz auf dem Tisch und wer steht in der Küche?

MH: Um ehrlich zu sein, finde ich den 22.12. spannender. Je nach Wetter ein Feuer im Freien entzünden und die längste Nacht mit einem guten Getränk genießen.

An Weihnachten ist das eine spontane Sache: selbst kochen, weggehen, je nach Lust und Laune.

Funfact: Damals im Pub war die Bude ab 21 Uhr ziemlich voll. Das Weggehen am 24.12. kann ich nur empfehlen, und man wird feststellen: Alle sind freundlich und locker wie sonst nie im Jahr.

Vielen Dank für das Interview und wer jetzt noch gern meine Rezension zu dem Buch lesen mag, der findet Sie nochmals hier im Anschluss:

© Sonja Kochmann

 

Mit dem Buch „Der Tannenbaum des Todes liefert Markus Heitz schwarzen Humor im Weihnachtsgewand ab.

Mit seinem besonderen Schreibstil sind diese Geschichten als literarischer Adventskalender oder als ein lustiges Buch am Stück ein toller Auftakt für die Vorweihnachtszeit.

Morbide, makaber, mörderisch, martialisch und multitödlich…

Wir lernen, dass ein Jutesack allerhand enthalten kann, dass der Nikolaus durchaus Rache nimmt, dass dieser im Konkurrenzkampf mit dem Christkind, Knecht Ruprecht und dem Weihnachtsmann steht und dass es einen blutrünstigen Osterhasen gibt.

Darüber hinaus erfahren wir, von Kindern, die auf lustige Art und Weise die Weihnachtsgeschichte zerpflücken, dass es wahrhaftig Methodenkompetenzen bei der Räumpflicht gibt, dass ein Nikolaus eine moderne Grundausstattung benötigt, dass Kevinismus und Corporate Identity sich auch auf Weihnachten ausüben.

Unvorstellbar? Neugierig? Dann ran ans Buch!

Die schwarzhumorigen Weihnachtsgeschichten enthalten Wortspiele und Verkettungen à la Stenkelfeld, Anspielungen an Harry Potter, Herr der Ringe, den Erlkönig und viele mehr, so dass ich teilweise beim Lesen Tränen gelacht habe.

Optisch aufgepeppt wird das Buch durch Illustrationen von Ingo Römling.

Wer Weihnachten bei den Hoppenstedts mag und Weihnachten mal mit anderen Geschichten einleiten will, dem empfehle ich auf jeden Fall dieses Buch.

Wer noch eine lustige Geschichte zum Vorlesen für die Firmenweihnachtsfeier benötigt, der wird hier nicht nur fündig, sondern erfährt auch, was auf solch einer Feier alles passieren kann. Ich vergebe volle Punktezahl und werde zukünftig Weihnachtsmännern in freier Wildbahn skeptischer begegnen.

 

Verlag: Droemer Knaur

erschienen: 2019

Seiten: 272

ISBN: 978-3426524343