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Gewalt

Rezension

Rezension // Blanka Lipinska – 365 Tage mehr (Laura & Massimo #3)

Eine sehr kontroverse Trilogie geht zu Ende. Wer davon bisher nichts mitbekommen hat oder Teil 1 und 2 nicht kennt, der kann an dieser Stelle aussteigen. Beide Teile sind für das Verständnis der Entwicklung der Protagonisten Voraussetzung.

Laura ist nach ihrer Entführung durch die konkurrierende Mafiafamilie Matos wieder zu Hause auf Sizilien. Doch nichts ist, wie es war. Der Traum von einer kleinen Familie mit Massimo im puren Luxus ist im wahrsten Sinne gestorben. Auch Massimo scheint durch die Ereignisse verändert. Oder zeigt er jetzt fast ein Jahr nach ihrer Entführung und Heirat sein wahres Gesicht? In ihrem Leid schweifen Lauras Gedanken zu dem liebevollen Marcelo….wird sie sich vielleicht für einen anderen Mann in ihrem Leben dauerhaft entscheiden?

Toxisch, krank, aber faszinierend. Das sind Begriffe, die mir für die Beziehung von Laura und Massimo einfallen. Schließlich basiert ihre Beziehung auf dem Stockholm Syndrom, der Liebe zum Luxus und der Gier nach Leidenschaft und Sex. Genau deswegen ist diese Buchreihe mehr als umstritten.

Dennoch, machen wir uns nichts vor…war das Verhalten der Protagonisten in diversen Seifenopern von Denver, Dallas, Reich und Schön, California Clan und wie sie alle heißen gesund? Nein. Haben wir es dennoch geguckt, weil wir wissen wollten, wie es weitergeht? Ja.

Laura merkt qualvoll, dass Massimo skrupelloser ist als anfänglich angenommen. Sicherlich kann er liebevoll sein, wenn er will. Er ist jedoch nicht umsonst das Clanoberhaupt der sizilianischen Mafia.

Marcelo dagegen ist zwar familiär auch in seinen Mafiaclan eingebunden, hat aber ein anderes Naturell. Diese Art zieht Laura mehr und mehr an. Basierend auf einem weiteren Stockholm Syndrom und der scheinbaren freien Wahl, findet sie seine gefühlvolle Art mit dem Hang zur Freiheitsliebe auf einmal vielversprechender. Sicherlich bietet er auf den spanischen Inseln ihr auch ein schönes Plätzchen an der Sonne und auch sein Bankkonto ist reichlich gefüllt, aber er engt Laura nicht ein.

Geld und Luxus spielen in Lauras Leben weiterhin eine große Rolle. Jedes Outfit und Setting werden detailreich beschrieben. Ob mich das gestört hat? Nein, es passte einfach wie die Faust aufs Auge.

 

Und da wären wir beim nächsten Thema. Gewalt gegenüber Frauen. Wer dadurch getriggert wird, sollte hier schleunigst das Buch aus der Hand legen, den es wird für Laura richtig übel. Fällt dieses Buch dennoch unter die Rubrik Liebesroman? Vermutlich eher nicht. Romanticthrill passt hier eher. Denn Laura steht vor dem Problem, dass man einen besitzergreifenden Mafiaboss nicht so einfach loswerden kann, um zur Konkurrenz überzulaufen. Wie es für Laura ausgeht, solltet ihr unbedingt lesen, wenn ihr bis zum zweiten Band gekommen seid. Ich vergebe trotz allem volle Punktzahl und finde das Nachwort als versöhnlichen Abschluss zur gesamten Reihe sehr passend.

 

 

Verlag: Blanvalet

erschienen: 2021

Seiten: 464

ISBN: 978-3734110931

 

Rezension

Rezension // T. M. Frazier – Bedlam Brotherhood: Er wird dich finden (Bedlam Brotherhood #1)

Grim ist ein Pflegekind mit einen psychologischen Profil, das jede Pflegefamilie abschreckt. Doch er wird von Marci und Belly und seinen Pflegegeschwistern Sandy, Digger und Haze im idyllischen Lacking aufgenommen…doch…halt…idyllisch? Auf keinen Fall; hier tobt ein Bandenkrieg zwischen der Bedlam Brotherhood, den Immortal Kings und den Los Muertos.

Hier sind seine psychologischen Auffälligkeiten keine Last, sondern ein Erfordernis im Überleben. Er wird zum Scharfrichter der Bedlam Brotherhood. Doch er ist auf der Suche, nach einem Mädchen aus seinem früheren Leben….doch auch die ist unfreiwillig in Lacking gestrandet: bei den Los Muertos.

Eine Begegnung, die man nicht vergessen kann, wenngleich sie Blut Vergießen bedeutet.

Obwohl T. M. Frazier schon einige Bücher veröffentlicht hat, ist dies tatsächlich mein erstes. Ich habe diesen ersten Band einer neuen Trilogie genutzt um „einzusteigen“. Der Schreibstil hat mir gut gefallen und man kann die Anziehungskraft der beiden Protagonisten gut nachvollziehen. Die Problematik der Bandenkriminalität und auch –rivalität führt hier zu einer modernen Romeo und Julia Problematik. Das hier noch genügend Zündstoff für zwei weitere Teile vorhanden ist, ist glaubhaft und ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Schließlich scheint sich in Lacking durch diverse Entwicklungen ein Krieg anzubahnen, in denen auch die Polizei ihre Finger im Spiel hat. Ein Hinweis liegt mir jedoch am Herzen, wer zart besaitet ist, der sollte die Finger von diesem Buch lassen, denn der Cliffhanger am Ende von Band 1 zeigt deutlich, dass Macht durch Gewalt und sexuelle Dominanz ausgeübt werden kann. Nicht jedermanns Sache und auch für mich grenzwertig, wenn ich nach einem Liebesroman greife. Ich vergebe dennoch 9 von 10 Punkten für diese vielversprechende Dark Romance Geschichte.

 

Verlag: Lyx

erschienen: 2019

Seiten: 259

ASIN: B07V2N3GHY

Rezension

Rezension // Louise O’Neill – Du wolltest es doch

© Sonja Kochmann

Emma ist hübsch; sie ist beliebt und begehrt. Auf einer Party schaut sie zu tief ins Glas und ein paar Pillen später, nimmt das Unglück seinen Lauf. Sie geht mit Paul in ein Schlafzimmer und die anderen Jungs kommen hinterher.

Am nächsten Morgen liegt sie mit zerrissener Kleidung vor dem Haus ihrer Eltern und kann sich an nichts erinnern. Für ihre Mitschüler und auch bald die ganze Kleinstadt ist sie nur noch die Schlampe, Hure und das Mädchen, denn das Internet ist voll mit Fotos von der vergessenen Nacht.

Das Buch wurde vom Verlag mit der Altersangabe ab 16 Jahren versehen. Früher würde ich das Buch auf keinen Fall zu lesen geben. Denn es ist aufwühlend, verstörend und emotional. Daher wurde ich ggfs. auch meinem Kind anbieten, darüber zu reden, wenn es zu diesem Buch greift.

Die Autorin hat anschaulich Emmas Zwickmühle dargestellt: Einerseits ist sie beliebt, anderseits hat sie viele Neider. Bei ihr “zu landen”, ist für die Jungs wie die Jagd nach einer Trophäe.

Daher ist das sogenannte Victim Blaming (Opferbeschuldigung, auch „Täter-Opfer-Umkehr“) und Slut Shaming (Frauen werden verurteilt für ihre Sexualität) für Emma nach ihrer vergessenen Nacht auch um so schlimmer. Selbst ihre Freundinnen glauben ihr nicht und wenden sich von ihr ab.

Der Spießrutenlauf und die seelischen und körperlichen Folgen werden eindrucksvoll und bewegend beschrieben. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich mit Emma mitgefühlt und gehofft habe.

Das Buch klärt auf. Es bewegt und es veranlasst zum Nachdenken (und vielleicht für die betroffene Generation auch zum Umdenken). Denn Alkohol, Drogen und Egoismus  scheinen immer mehr zum Verwischen von Grenzen zu führen. Ein “Nein” zählt kaum noch. Ein logischer Gedanke “Kann das noch gewollt sein” kommt kaum noch auf. Und was noch viel schlimmer ist: es wird nicht mehr geholfen!

Ein sehr realistisches Buch mit einem leider realistischen Ende. Volle Punktzahl. 

Verlag: Carlsen
erschienen: 2018
Seiten: 368
ISBN: 978-3551583864