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Polizei

Rezension

Rezension // Nick Hein – Polizei am Limit

Anhand der Ereignisse der Silvesternacht 2015/2016 am Kölner Hauptbahnhof erläutert der Expolizist Nick Hein, was derzeit in Deutschland in der Strafverfolgung schief läuft.

Dieses Buch sollte eigentlich jeder lesen. Denn es erklärt die aktuelle Situation der Polizei. Wie kam es zum “kaputt sparen” eines Systems, was die Bürger schützen und einen Spiegel der Gesellschaft darstellen soll?

Desweiteren wird anhand von aktuellen Beispielen aufgezeigt, wie die Wahrnehmung der Öffentlichkeit und die Vorgabe und die Äußerungen der Politiker die Arbeit der Polizei beeinflussen bzw. erschweren.

Warum habe ich zu diesem Buch gegriffen? In meiner Familie gibt es einige Polizisten. Ich bin mit bestimmten Themen aufgewachsen und die zunehmende öffentliche Kritik, die ja gerade auch wieder in den letzten Tagen sehr dominant war, veranlasste mich dazu, zu diesem Buch zu greifen.

Ich muss sagen, ich war erschrocken. Sicherlich waren bestimmte Themen für mich nicht neu. Zum Beispiel, dass bestimmte Ausrüstungsgegenstände von den Polizisten selbst bezahlt und angeschafft werden müssen. Doch die mittlerweile überhand genommene Sparkultur scheint sich noch weiter ausgeweitet zu haben:
Fehlendes Schießtraining, keine Fortbildungen, keine aktuelle IT, maroder Funk und ein absoluter herunter gewirtschafteter Personalbestand, der auf dem letzten Loch pfeift, weil er schlicht weg mit Überstunden verheizt wird.

Liebe Politiker, in diesem Buch wird nochmals anschaulich erklärt, dass die Polizisten vor Ort meist die ersten Einsatzkräfte dicht am Geschehen sind. Die Spezialisten kommen später!
Eine desolate Ausstattung/Optik wirkt nicht deeskalierend! Sie führt dazu, dass die Polizisten auftreten wie ein Witzverein a la Police Academy. Sie gefährden durch mangelnde Ausstattung ihr eigenes Leben und das Leben derer, die sie eigentlich schützen wollen!

Motivierte Polizisten, mit fundierter Ausbildung, gut ausgestattet, die ausgeruht in einen Einsatz gehen, können viel mehr bewirken! Wem nützt der suizidale Sparkurs? Dem Bundes- und Landeshaushalt?
Man sollte dieses Buch als Weckruf sehen und handeln. Lest das Buch, um zu verstehen. Lest das Buch, um nach den eigenen Möglichkeiten zu unterstützen. Volle Punktzahl für dieses beängstigende Bild der Polizei am Limit. Danke an alle Polizisten und Polizistinnen, die ihren Dienst unter diesen Umständen dennoch tun.

Verlag: Rowohlt
erschienen: 2016
Seiten: 208
ISBN: 978-3499632389

© Sonja Kochmann

 

Rezension

Rezension // Tim Erzberg – Hell-Go-Land (Anna Krüger #1)

© Sonja Kochmann

Helgoland. Ein roter Fels. Mitten in der stürmischen Nordsee. Während die Insulaner sich in ihren Häusern verkriechen und die Touristen inzwischen wieder auf das Festland zurückgekehrt sind, ist die Rückkehr der Polizistin Anna Krüger auf ihre Heimatinsel ein Alptraum. Sie erhält ein blutiges Willkommensgeschenk und ein grausamer Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Ich habe dieses Buch in der Verlagsvorschau entdeckt und fand es gleich ansprechend. Ich kenne Helgoland lediglich als Tourist und es war reizvoll, fiktiv mal eine andere Seite der Insel kennen zulernen.

Als es die vergangenen Tage wie aus Eimern geschüttet hat, griff ich zu diesem Buch, das Helgoland mit einer eher herbstlichen und unfreundlichen Wetterlage schildert. Da greift man beim Lesen doch glatt auch gern zum Tee.

Annas Einstand ist blutig und der Leser erfährt nur Häppchenweise von Annas Vergangenheit und ihren Dämonen.

Als Stilmittel verwendet der Autor Einschübe, in denen der Bösewicht ohne ihn durch besondere Merkmale oder Namensgebung zu enttarnen, agiert. Auch gibt es hier und da SMS und Tagebucheinträge. So kann der Leser mutmaßen und das fast bis zum Schluss.

Die Abgeschiedenheit und Isolierung der Insel bei Orkan wird durch die Einleitung der Kapitel mit den Koordinaten unterstrichen. Es wird beeindruckend geschildert, dass eine Inselgemeinschaft sich deutlich von einer Dorf- oder Stadtgemeinde abhebt. Persönliche Schicksale werden durch die besondere Fixierung der Gruppe auf der Insel verstärkt. Hier ist bei Scheitern, Versagen oder Verbrechen kein Entkommen für Opfer oder Täter.

Die Besonderheiten der Insel wie die bunten Hummerbuden, die Bunkeranlage oder die lange Anna werden geografisch und historisch gekonnt in die Handlung mit eingeflochten.

Eine interessante Menschen- und Inselstudie in Thrillerform: volle Punktzahl für Anna und die lange Anna.

Verlag: HarperCollins
erschienen: 2016
Seiten: 400
ISBN: 978-3959670463

 

© Sonja Kochmann