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Meer

Rezension

Rezension // Cornelia Franz – Calypsos Irrfahrt

Sommerferien auf einem Segelboot auf dem Mittelmeer; das mag für uns toll klingen, jedoch gibt es für den kleinen Oscar tatsächlich nichts Langweiligeres als seinen Eltern beim Segeln zu zugucken. Er wäre lieber in einem Fußballcamp mit seinem besten Freund. Als sie eines Tages die beiden Flüchtlingskinder Nala und Moh aus dem Wasser fischen, ändert sich alles.

Als ich den Klappentext dieses Kinder- und Jugendbuches las, habe ich mich tatsächlich angesprochen gefühlt: Was würde man selbst tun? Wie würde man die Probleme der Flüchtlinge dem eigenen Kind erklären?

Cornelia Franz schildert die Situation auf dem Boot in einem einfachen verständlichen Schreibstil ohne dass ich mich als erwachsener Leser gelangweilt hätte.

Oscar vertraut seinen Eltern in kindlicher Bedingungslosigkeit. Er erwartet aufgrund des glücklichen Eltern-Kind-Verhältnisses, dass diese sich um alles kümmern. Die Hautfarbe und die Gründe für die Flucht von Nala und Moh sind für ihn genauso unwichtig, wie die sprachlichen Barrieren. Es ist wichtiger neue Spielgefährten zu haben und diese in die Regeln des Uno-Spiels einzuweihen. Dass dieses Kartenspiel und der Tuschkasten beinahe therapeutische Wirkungen haben werden, hätte keiner erwartet.

Die Sorgen und Nöte von Nala und Moh werden teilweise kursiv als interner Dialog zwischen den beiden dargestellt, da sie sich ja sprachlich noch nicht voll in die Handlung einbringen können. Dies wurde geschickt gelöst.

Nach dem anfänglichem Enthusiasmus hätte keiner gedacht, dass sich keiner für die beiden Kinder zuständig fühlt. Oskars Eltern sehen zwar die Verantwortung gegenüber den Flüchtlingskindern, wollen diese aber gern wieder abgeben. Doch sie scheitern bereits an den Hafenmeistern verschiedener Häfen. Die Kinder dürfen nicht von Bord und keiner möchte entlang des Mittelmeers neue Flüchtlinge aufnehmen.

Die Problematik wird für Kinder verständlich beschrieben, so dass ich der Altersempfehlung ab 10 Jahren zustimmen würde, sofern ein Erwachsener aufkommende Fragen beantworten kann. Es ist kein einfaches Thema und der junge Leser sollte damit vielleicht nicht völlig allein gelassen werden.

Ohne zu Spoilern möchte ich jedoch an dieser Stelle sagen, dass das Ende zwar einem Kinder- und Jugendbuch gerecht wird, jedoch aufgrund meiner eigenen beruflichen Erfahrungen nicht der Realität entsprechen kann. Auch finde ich den Plan der Kinder in Hinblick auf mögliche Nachahmer bedenklich. Daher vergebe ich 8 von 10 Punkten.

 

Verlag: Carlsen

erschienen: 2020

Seiten: 144

ISBN: 978-3551555199

Rezension

Rezension // Martin Stock – Meerlandschaften: Im Rhythmus der Gezeiten

Ihr sucht noch ein passendes Geschenk oder Euch fällt die Decke auf den Kopf? Ich hätte hier ein wundervolles Buch für Euch: Eine Luftbildreise durch das Wattenmeer!

Geht mit auf die Reise von der Emsmündung mit der Insel Lütje Hörn nahe Borkum bis zur ehemaligen Hallig Jordsand im dänischen Wattenmeer. Lernt durch den Blick von oben das geliebte Wattenmeer neu kennen. Ebbe und Flut bestimmen den Alltag und kennen keine Grenzen, Raum oder Zeit.

Die Fotos sind sehr kontrastreich und vielfältig. Dazu gibt es Texte zur Information. Ich habe mich ein ums andere Mal dabei erwischt, wie ich mich davonträumte und auf den Seiten verweilt habe. Es hat mich an einen lang zurückliegenden Cessnarundflug um meine Lieblingsinsel Norderney erinnert. Sicherlich ersetzt dies keinen „echten“ Rundflug oder einen Urlaub am Meer, aber das Buch gibt auch Einblicke in Regionen in denen ich bisher noch nicht war und vermutlich aufgrund der geografischen Lage auch nicht hinkommen werde. Lasst Euch auch vom Strom der Gezeiten forttragen, der hier auf den Fotos so wunderbar festgehalten wurde.

Es ist auch ein Aufruf, das Wattenmeer zu schützen und sich selbst die Gelegenheit zu geben, Achtsamkeit gegenüber sich selbst und der Natur zu üben. Es gibt Denkanstöße und zeigt die Kraft der Natur, die Veränderungen hervorruft, die geometrische und optische Besonderheiten beinhalten.

Übrigens für jedes verkaufte Buch wird 1,- EUR an „The Common Wadden Sea Secretariat, Wilhelmshaven“ gespendet. Also Seebären und Landratten kauft dieses Buch und träumt davon, mit den Füssen im Schlick zu stehen. Ich vergebe volle Punktzahl.

 

Verlag: KJM Buchverlag

erschienen: 2020

Seiten: 172

ISBN: 978-3961940967

Rezension

Rezension // Anne Barns – Eisblumenwinter

Pia hat es geschafft; sie hat sich mit ihrer Karamellwerkstatt auf Rügen selbständig gemacht. Doch leider lebt der Mann ihrer Träume auf der Insel Juist. Hin und hergerissen, kommt der Wunsch ihrer Oma, sie auf eine Reise zu begleiten gerade recht, um auf andere Gedanken zu kommen.

Eisblumenwinter? Bei 30 Grad? Das Erscheinungsdatum scheint nicht so ganz passend, aber da Anne Barns zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen gehört, habe ich mich gern in eine winterliche Stimmung versetzen lassen. Mit den uns bereits bekannten Schwestern Jana, Katharina und Pia verschlägt es uns anfänglich wieder auf die Insel Rügen. Bei einem idyllischen Adventskaffeekränzchen, bei dem ich gern dabei gewesen wäre, werden uns die Charaktere wieder näher gebracht.

Wer „Drei Schwestern am Meer“ nicht kennt, wird daher schnell in die Handlung finden. Oma Marianne, genannt Anni, bekommt Hinweise auf ein verschollenes Familienmitglied und da noch vieles unausgesprochen und ungeklärt ist, machen Anni und Pia eine Fahrt zum winterlichen Schönberger Strand.

Schließlich wird hier nach dem Motto gelebt „Wer etwas will, findet Wege, wer etwas nicht will, findet Gründe.“ Ein schöner Kalenderspruch wie Pia und auch ich finden. Oma Anni will es nämlich ganz genau wissen, was damals alles so geschah. Schließlich gibt es immer zwei Seiten einer Geschichte bzw. Wahrheit, Wahrnehmung und Wirklichkeiten. Eine schlaue und sympathische alte Dame, mit der ich gern mal Kuchen essen würde. (Kuchen essen ist übrigens ein großes Begleitthema und daher gibt es auch wieder Rezepte im Anhang und das stimmt einen schon kalorisch auf die Weihnachtszeit ein.)

Es zeigt sich, dass der Familienstamm der Schwestern noch vielfältiger und mannigfaltiger ist als gedacht, denn hier werden wohl Wege für weitere Bücher mit Blick auf Schweden, Amerika und Dänemark geebnet. (Juhu – es gibt vielleicht Bolcher.) Mehr darf ich aber nicht verraten, doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und so bekommen Anni und Pia Antworten, die sie dringend gesucht haben.

Anne Barns hat wieder ein wundervolles Buch geschaffen, mit dessen Geschichte man wundervoll dem Alltag entschwinden kann. Der Schreibstil gefällt mir immer wieder aufs Neue gut. Auch wenn „Inselromane“ derzeit ein echter Renner sind, würde ich diesen besonderen Stil immer wieder erkennen.

(Leider ist der optische Wiedererkennungswert der Cover durch den Verlag zerstört worden: Wo vorher wunderschöne Bilder mit optischen Parallelen zu den Rezepten und der Handlung zierten, haben wir hier einen zwar nett anzusehenden, aber nicht so anziehenden Druck, der mich in der Buchhandlung leider nicht sofort ansprechen würde. Eine zufriedenstellende Antwort habe ich übrigens auf Nachfrage vom Social Media Team des Verlages nicht erhalten.)

Eine witzige Anekdote ist übrigens Pias Kontakt zu Chloe. Hier handelt sich um ein „Easter Egg“ denn Chloe ist Protagonistin in Susanne Oswalds Roman „Wintertee im kleinen Strickladen in den Highlands“, das gleich auf meine Leseliste gewandert ist. Ich vergebe volle Punktzahl und bin gespannt, wie es mit den anderen Zweigen des Familienstammbaums weiter gehen wird.

Im Buch kaufen die Protagonistinnen “Lampenfrauen”. Genau so eine findet sich bereits im Besitz meiner Schwiegermutter 🙂 © Cornelia Kochmann

Verlag: HarperCollins

erschienen: 2020

Seiten: 352

ISBN: 978-3959675369