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Justiz

Rezension

Rezension // Michael Tsokos und Florian Schwiecker – Der dreizehnte Mann (Eberhardt & Jarmer ermitteln #2)

Rocco Eberhardt und Dr. Justus Jarmer ermitteln wieder. (Wer den ersten Band nicht gelesen hat, wird sich ähnlich wie bei einem Tatort mit der Handlung dieses Buches zurechtfinden, aber die handelnden Protagonisten haben eine Vorgeschichte und diese in der richtigen Reihenfolge zu lesen, dürfte interessant sein und das Verhältnis der Protagonisten zueinander besser darstellen.

Rocco Eberhardt ist überrascht, als die Journalistin Anja Liebig und Timo Krampe bei ihm in der Kanzlei auftauchen und um Hilfe bitten. Immerhin ist er Strafverteidiger, wie soll er da helfen, einen Vermissten wiederzufinden? Doch schnell stellt sich heraus, es steckt viel mehr dahinter: Timo Krampe und der verschwundene Jörg Grünwald waren dabei, der Journalistin ein brisantes Interview zu geben. Dieses sollte das Granther-Experiment aufdecken. Ein Experiment, dass etliche Kinder und Jugendliche in den Missbrauch getrieben hat. Das dies politische Folgen haben und für ordentlich Medienrummel sorgen würde, ist hierbei fast nebensächlich, als eine Wasserleiche auftaucht.

Wer hatte dieses Experiment zu verantworten? Welche Existenzen sind betroffen? Wer hat nach all den Jahren, das Motiv, Jörg Grünwald zum Schweigen zu bringen und ist Timo Krampe auch in Gefahr?

Der Schreibstil ist wie bereits im Vorband mit knappen temporeichen Kapiteln gespickt. Wie bei den einschlägigen Krimiserien, in denen Ermittler und Justizbehörden Hand in Hand arbeiten, geht der „Spielball“ hin und her.

Obwohl die Ermittlungsarbeit (bis auf die Obduktion, in der natürlich ganz „Tsokos like“ sofort das Unterhautfettgewebe erwähnt wird) recht klassisch durch Wälzen von Akten und Fakten vorgenommen wird, ist die Spannung packend. Dies liegt hauptsächlich an dem bewegenden Thema, das den Hintergrund des Falles für Eberhardt und Jarmer gibt. Denn nicht nur Dr. Justus Jarmer ist engagiert im Kinderschutz. Wer Michael Tsokos schon länger folgt und ihn auch bereits bei Lesungen erlebt hat, weiß, dies ist ein Thema, das ihn nicht nur als Rechtsmediziner, sondern auch als Vater sehr wichtig ist. Dieses Engagement liest man auch aus dem Engagement der Protagonisten heraus. Doch Eberhardt und Jarmer sind nicht allein, sie bekommen nun auch Unterstützung durch die Staatsanwältin Claudia Spitzer und einen Freund von Jarmer, Carlo Holland. Damit wird das „Team“ ordentlich aufgestockt und könnte damit mit neuen Fällen durchaus gestärkt weitermachen.

Das Buch ist angelehnt an das tatsächlich stattgefundene „Kentler-Experiment“ und hat mich tatsächlich etwas fassungslos zurückgelassen. Ich vergebe volle Punktzahl, da mich das Buch mitgerissen und bewegt hat.

Nach diesem Buch hatte ich das Bedürfnis mehr zu erfahren und nahm das Buch von Michael Tsokos und Saskia Guddat „Deutschland misshandelt seine Kinder“ zur Hand. Das Buch steht tatsächlich angefangen seit der Leipziger Buchmesse 2014 in meinem Regal, weil ich damals nicht die Nervenstärke hatte, es zu beenden. Rezension hierzu folgt demnächst.

 

 

Verlag: Knaur Taschenbuch

erschienen: 2022

Seiten: 336

ISBN: 978-3426528440

Rezension

Rezension // Michael Tsokos und Florian Schwiecker – Die siebte Zeugin (Eberhardt & Jarmer ermitteln #1)

An einem Sonntagmorgen stürmt der unscheinbare Beamte Nikolas Nölting in eine Bäckerei. Dort schießt er auf drei Menschen. Zwei überleben schwer verletzt, einer stirbt. Als der Strafverteidiger Rocco Eberhardt auf Bitten der Ehefrau Anja Nölting den Fall übernimmt, steht er vor einem Rätsel: Was veranlasste den Familienvater zu dieser Tat? Denn Nikolas Nölting schweigt.

Bei seinen Nachforschungen trifft Rocco Eberhardt auf den Gerichtsmediziner Dr. Justus Jarmer, der ihm einige Hinweise geben kann.

Ein neuer Tsokos….ich bin begeistert. Doch dieser ist ein weniger anders. Denn Florian Schwiecker steigt hier mit seinem Hintergrundwissen zur Strafverteidigung mit ein. Muss doch in den bisherigen Romanen ordentlich seziert werden, um dem Mörder auf die Schliche zu kommen, sind hier der Mörder und die Tat bereits eindeutig. Lediglich das Motiv fehlt.

Braucht es da noch einen Rechtsmediziner? Ja, denn die siebte Zeugin ist der Auftakt einer neuen Reihe und die beiden Herren Eberhardt und Dr. Jarmer bilden ein neues Ermittlungsteam. Klar, welcher Autor hier für welchen Protagonisten zuständig war. Rocco Eberhardt, zur Hälfte Italiener sieht seine Arbeit als Spiel an. Es gilt das Gesetz und sein Auftrag ist es, seine Mandanten zu vertreten. Ihm gegenüber steht der Wissenschaftler und Mediziner Dr. Justus Jarmer; er wägt analytisch ab, was in seine Gutachten gehört und was Mutmaßung wäre. Nach anfänglicher Distanziertheit, nähern sich beide an und stellen fest, dass zwischen Schwarz und Weiß manchmal auch noch Raum für mehr ist.

Ich gebe zu, dass mir die Rolle des Rechtsmediziners hier (bisher?) zu kurz kam. Da es aber ein Auftaktband war und die beiden Protagonisten sich ja gerade erst zu schätzen gelernt haben, will ich diesen Umstand mal gelten lassen.

Der Schreibstil hat mich ein bisschen an die TV Serie „Law and Order“ erinnert. Denn hier wird kapitelweise zwischen den Geschehnissen und Ermittlungen hin und her gesprungen. Dies sorgt für ordentliches Tempo in der Handlung. Nach einem dezenten Cliffhanger für Rocco Eberhardt ist zwar die Handlung dieses Buches abgeschlossen, aber der Strafverteidiger steht vor neuen Problemen, bei denen ihm vermutlich Dr. Justus Jarmer helfen wird. Ich vergebe solide 8 von 10 Punkten.

 

Verlag: Knaur TB

erschienen: 2021

Seiten: 320

ISBN: 978-3426527559