Lesung

Lesung // Kristina Ohlsson – Sterntaler

Herbstzeit ist Krimi- und Thrillerzeit. Denn wenn es draußen dunkel wird, ist es besonders schön mit einer warmen Decke und einer heißen Tasse Tee versunken in ein spannendes Buch auf der Couch zu sitzen.

Daher war ich besonders neugierig auf die Lesung mit Kristina Ohlsson, von der ich bislang zwar die blutrünstigen Cover und die “Märchentitel” wahrgenommen hatte, aber noch kein Buch gelesen habe.

Durch den Abend führte Günter Keil und den deutschen Part las Nina Petri, mit einer mitreißenden Stimme.

 

© Sonja Kochmann

Der Abend wurde mit dem Hinweis eröffnet, dass die Autorin zwar aufgrund ihrer Schulbildung deutsch versteht, aber außer der Begrüßung die Fragen lieber auf englisch beantwortet  Dies fand ich sehr interessant, da es mir mit meinem Englischkenntnissen ähnlich geht. Auch hat sie am Bahnhof von Hannover die Ernst August Figur gleich erkannt, da ihre Mutter eine große Anhängerin der Klatsch- und Tratschzeitungen ist.

Kristina Ohlsson hat gegenüber so manchen Autoren einen entschiedenen Vorteil. Sie kennt die Polizeiarbeit: Denn sie hat früher im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismus-Expertin bei der OSZE in Wien gearbeitet. Nun muss man sich ihre Arbeit dort allerdings so vorstellen, dass sie am Schreibtisch gesessen hat und keinen wilden Verfolgungsjagden durch Stockholm nachgegangen ist.

Ob Männer oder Frauen die besseren Ermittler seien, ließ die Autorin schmunzelnd offen. Allerdings erklärte sie den Unterscheid zwischen Polizisten und akademischen Ermittlern: Polizisten sehen einen Baum und noch einen Baum und noch einen. Akademiker fragen sich, was es für Baumarten sind, die sie sehen.

Viele ihrer Kollegen lesen ihre Bücher und unterstützen sie bei der Namensfindung und geben ihr nach wie vor ein positives Feedback. Als sie mit ihrem ersten Buch Erfolg hatte, hat sie ihren Job aufgeben und hat dies nie bereut, da es sich um einen lang ersehnten Traum handelte.
Sie war bereits als Kind eine ausgeprägte Leseratte, so dass ihre Mutter sie im Alter von 10 Jahren ständig ermahnte, dass diese ständige Leserei und auch Schreiberei zu nichts führen würde. Die Autorin lachte an dieser Stelle sehr offen und meinte Fehler passieren. “Lassen sie ihre Kinder lesen.”

 

© Sonja Kochmann

Also liebe Buchfreunde: Eine von uns hat es geschafft. “Eine von uns” trifft es wirklich. Ich habe schon viele Autoren bei Lesungen erlebt und ich fand Frau Ohlsson sehr offen, freundlich und auf dem Boden geblieben. Jemand der es geschafft hat, sein Hobby zu seinem Beruf zu machen. Respekt!

Witzig fand ich auch, dass Kristina Ohlsson ihren Part auf schwedisch vorgelesen hat. Der Klang dieser Sprache ist doch erheblich anders. Allerdings gebe ich zu, dass mir diese Passagen teilweise etwas zu lang waren. Dies erging nicht nur mir so, denn im Publikum saßen genau 3 Leute die schwedisch sprachen und wenn man in die Gesichter der Zuhörer schaute, merkte man, dass die Leute aus Mangel der Sprachkenntnisse ein wenig gelangweilt waren. Dies änderte sich jedoch schlagartig,als Nina Petri mit ihre rauchigen Stimme die deutschen Passagen las. Sehr mitreißend und sehr sympathisch.

 

© Sonja Kochmann

Das vorgestellte Buch “Sterntaler” ist ein sehr blutiges Buch, bei dem laut Autorin die blutige Szene zuerst entstanden ist. Diese wurde am Anfang ohne Kommentar vorgelesen und ich musste gleich an die Legende der Snuff-Filme denken. Diese war hier auch tatsächlich Ursprung für den Roman.

 

© Sonja Kochmann

Auch der Aspekt, dass Kinder- und Jugendbuchautoren immer nett erscheinen, wurde hier mit berücksichtigt. Wer hätte Astrid Lindgren denn schon einen Mord zugetraut? Die Dreh- und Angelpunkte wurden hier natürlich nicht verraten, aber das Buch interessiert mich nun sehr. Allerdings werde ich die korrekte Reihenfolge lesen, da sich die Ermittler von Buch zu Buch weiterentwickeln. Hier wurde auch bereits gedroht, dass man nie weiß, wie es den “armen” Ermittlern im Buch Nr. 4 ergehen wird.

 

© Sonja Kochmann

Man hat jedoch gemerkt, dass Frau Ohlsson, Astrid Lindgren verehrt und ihr am liebsten einen Nobelpreis verleihen würde. Denn diese Bücher seien zeitlos und werden immer noch gelesen. Sie selbst schreibt übrigens auch Kinder- und Fachbücher, die voraussichtlich in Deutschland erscheinen werden.

Für einen Thriller benötigt sie übrigens nur 7 bis 8 Wochen, denn ein Manuskript ist wie ein guter Freund und ist immer dabei. Das Ende eines Buches ging sogar in der Vergangenheit mit auf Jerusalemreise und wurde dort fertiggestellt. Viele Dinge ergeben sich beim Schreiben und aufgrund der kurzen Fertigstellungsphase schreibt sie mindestens 3 Kapitel am Tag. Sie könne sich gar nicht vorstellen “nur” eine Seite pro Tag zu schreiben, da man ja sonst aus den Szenen herausgerissen würde.

Ein gelungener Abend, der Lust auf Thriller und auf weitere Lesungen in der gemütlichen Buchhandlung Leuenhagen und Paris macht. Danke.

 

© Sonja Kochmann

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