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Rezension

Rezension // Markus Heitz – DOORS ? – Kolonie (Doors Staffel #1)

Nach der kostenlosen Pilotfolge “DOORS – Der Beginn” galt es sich zu entscheiden: Welches Handlungsszenario um die Rettungsaktion von Anna-Lena van Dam in der mysteriösen Tunnellandschaft sollte es sein? Da ich mich nicht entscheiden konnte, sind alle drei auf meinem Lesestapel gelandet und nach einigen Startschwierigkeiten begeisterte mich das Konzept der Reihe.

In dieser Variante landet das Suchteam in den 40iger Jahren. Deutschland hat den Krieg verloren und die USA wollen die totale Herrschaft. Sie drohen dem Gegner Russland mit einem Atomschlag, um als endgültiger Sieger aus dem Zweiten Weltkrieg hervorzugehen.

Die Bilder aus den eigenen Geschichtsbüchern lassen das Team und Anna-Lena nicht kalt. Hat diese Welt eine Verseuchung durch atomare Strahlung verdient?

Das Buch zeigt auf eindringliche Weise, dass Krieg viele Aspekte hat. Motive wie Macht, Reichtum und Unterdrückung führen stets zu ähnlichen Handlungsmustern. Hitler, Stalin, Mussolini sind nur ein paar Beispiele der Geschichte. Doch kann man deren Grausamkeiten wirklich vergleichen?

Ein witziger Aspekt ist dennoch in den Büchern zu finden, denn der Autor hat humorvoll die verschiedenen Gerüchte und Sagen, um die Errungenschaften des nationalsozialistischen Deutschlands mit eingebaut. Auch ein kleiner Vergleich mit den Indiana Jones Filmen wurde hier angestrebt und ich hatte gleich die entsprechenden Filmszenen vor meinem geistigen Auge….

 

© Sonja Kochmann

 

Diese drei Bücher sind meiner Meinung nach doch als großes Ganzes zu sehen. In jedem Buch werden andere Aspekte näher beleuchtet und deuten die Handlungsvarianten in den anderen beiden Büchern an: Teammitglieder, die Türen, die Bedrohung, die van Dams.

Markus Heitz scheint allerdings dadurch seine Protagonisten gezielt einzusetzen. In jedem Buch stirbt ein bestimmtes Teammitglied, weil es einfach zu überheblich oder zu dämlich ist. Bei den anderen wechselte dies tatsächlich und manchmal war ich überrascht, da ich diesen Charakteren eine größere Bedeutung zuwies.

Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht. Für dieses Buch vergebe ich 9 von 10 Punkten, da mich diese Variante um den möglichen Ausgang des Zweiten Weltkrieges und seine politischen Konsequenzen durchaus fasziniert haben.

Als Abschlussfazit der ersten DOORS Staffel muss ich sagen, dass mich das Konzept ein wenig an „Stargate“ und „Zurück in die Zukunft“ erinnert hat. Aufgrund der Generation des Autors ist diese Inspiration durchaus im Betracht zu ziehen….mal schauen, durch welche Tür uns die zweite Staffel führt. „Wohin führt die Tür – und was lauert dahinter?“

 

Verlag: Knaur TB

erschienen: 2018

Seiten: 288

ISBN: 978-3426523889

Rezension

Rezension // Rebecca Gablé – Die fremde Königin (Otto der Große #2)

Anno Domini 951: Gaidemar, ein junger Panzerreiter, erhält den gefährlichen Auftrag, die junge Königin Adelheid aus ihrer Gefangenschaft zu befreien.
Auf der Flucht verliebt er sich in sie. Doch aufgrund politischer Ränkespiele, heiratet sie König Otto.

Obwohl Gaidemar nur ein Bastard ist (scheinbar unbekannter, aber vornehmer Herkunft) steigt er bei Hofe auf. Doch Machtspiele, Hass, Liebe und Intrigen prägen die Zeit bei Hofe.

Dies ist der zweite Band um König Otto, der mir die in der Schule arg vernachlässigte deutsche Geschichte etwas näher brachte. Beim ersten Band “Das Haupt der Welt” fühlte ich mich noch etwas von den slawischen Namen überfordert. Doch Ottos Gefolge hat sich geändert und so musste ich diese Eingewöhnungschwierigkeiten hier nicht bewältigen. Da der Schreibstil der Autorin trotz des historischen Themas durch unterhaltsame Dialoge und spannungsreiche Entwicklung leicht zu lesen ist, vergingen die Seiten wie im Fluge.

Wer den ersten Band nicht kennt, muss sich auch nicht vor diesen schlanken 768 Seiten fürchten, den Ottos Geschichte wird von der Autorin unabhängig vom Vorband (“weiter-“) erzählt. Obwohl mir die Geschichte von König Otto und seinen ruhmreichen Schlachten nicht so geläufig war, habe ich schnell in die Geschichte hinein gefunden, was an den vielseitigen Protagonisten gelegen hat.

Die Machtspiele, Kriege und Intrigen dieser Zeit wurden von Rebecca Gablé eindrucksvoll genutzt, um ihren – teils erfundenen, teils realen – Figuren Motiv und Raum zu geben. Während der erste Band mich noch nicht so ganz begeistern konnte, muss ich hier sagen: einfach toll und dieses Buch kann sich durchaus mit der Warringham-Reihe messen.

Gaidemar ist eine sympathische Figur, da er trotz seiner Bürde ein Bastard zu sein, für seine Prinzipien einsteht. Seine Leidenschaft für das Panzerreiten und seine heimliche Liebe für Adelheid sind tiefe und glaubwürdige Beweggründe und man möchte einfach wissen, wie es ihm in den Irrungen und Wirrungen dieser Zeit ergeht. Mehr möchte ich an dieser Stelle über die Figuren und deren Zusammenspiel nicht verraten.

Man erhält einen Einblick in das harte Leben dieser Zeit, denn Schwangerschaften, Geburten, plötzlicher Kindstod, Hunger und Seuchen ließen sich damals nicht so einfach behandeln. Auch Kriegsführung und Waffenkunde sind geschickt in die spannende Handlung eingewoben.

Das Buch beinhaltet zur Übersicht auch eine Karte über das Reich Ottos, einen Stammbaum der Ottonen und eine Übersicht über die “Dramatis Personae” für diejenigen, die bei der Seitenanzahl etwas schwächeln und eine kleine Gedächnisstütze benötigen. Volle Punktzahl für diesen prunkvollen Roman, der mir die Ottonen etwas näher gebracht hat.

Verlag: Bastei Lübbe
erschienen: 2017
Seiten: 768
ISBN: 978-3431039771

 

© Sonja Kochmann

 

Rezension

Rezension // Petra Hartlieb – Ein Winter in Wien

Wien um 1910 zur Weihnachtszeit. In einem Haus im Wiener Cottage-Viertel bereiten sich die Bewohner auf den Weihnachtsabend vor.

Der Einstieg in das Buch fiel mir außerordentlich schwer, denn das Buch ist nicht nur mit österreichischen Vokabeln und Mundart versehen, sondern auch mit alten Formulierungen wie “Frauenzimmer”, “Bub” usw.
Ich brauchte einige Seiten, um in der Zeit des Buches anzukommen. Rückblickend muss ich jedoch sagen, dass dieser Stil zum Buch passt. Ein Buch zur Kaiserzeit im verschneiten Wien kann nicht in moderner Sprache verfasst werden. Doch sowas liest man nicht alle Tage.

Die Weihnachtszeit bedeuten für die Köchin Anna, das Dienstmädchen Sophie und das Kindermädchen Marie Arbeit und besondere Vorbereitungen, während die Kinder des guten Hauses Heinrich und Lili dem Weihnachtsabend entgegen fiebern.

In diesem Buch wird durch Erinnerungen von Marie und der Gegenwart deutlich, dass die einzelnen Gesellschaftschichten durch ihren Stand, Ihre Religion und ihre finanziellen Mittel zu unterschiedlichen Gestaltungen des Festes gezwungen wurden. Marie kommt aus ärmlichen Verhältnissen und in ihrer Kindehit hingen Papierstreifen zur Zierde am Baum, bei dem Dichter Herrn Schnitzler, Maries Arbeitgeber, hängen Süßigkeiten, Strohsterne und lackierte Zapfen am Baum und wie wir aus einem vorgelesenen Zeitungsartikel erfahren, sieht es bei der Kaiserfamilie nochmal etwas anders aus, denn da gibt es schließlich die Hofbäckerei.

Das Leben des realen Dichters Arthur Schnitzler gibt hier für die Protagonistin Marie die Rahmenbedingungen vor. Dies fand ich sehr interessant, da mir bislang nicht viel über Arthur Schnitzler bekannt war.
Marie hatte einen schweren Start ins Leben und die Stelle als Dienstmädchen gibt ihr eine hervorragende Chance im Leben. Sie lernt den Buchhändler Oskar kennen, der sie mit Anstand umwirbt. Doch einige Ereignisse lassen sie um ihre Anstellung bangen.

Durch Arthurs Schnitzlers und Oskars Affinität zu Büchern ist dieses Buch für Bücherwürmer zur Weihnachtszeit eine nette Ehrung an das gedruckte Wort. Eine interessante Gesellschaftsstudie verpackt in einer weihnachtlichen Geschichte mit Herz: 6 von 10 Punkte.

Verlag: Rowohlt
erschienen: 2016
Seiten: 176
ISBN: 978-3463400860

© Sonja Kochmann