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Interview

Interview // Mona Nikolay – Manne Nowak ermittelt

Die Schrebergartenreihe um Manne Nowak hat es mir nicht nur wegen der der lustigen Titel angetan. Auch der Hörbuchsprecher hat mir einige tolle Hörstunden beschert. Als „Schrebergartenkind“ hatte ich nun Gelegenheit die Autorin zu interviewen:

Uve Teschner ist der perfekte Hörbuchsprecher für Manne. Hatten Sie Einfluss auf die Auswahl des Sprechers?

Der Verlag fragt mich eigentlich immer, was ich von diesem oder jenem Sprecher halte. Da ich selbst mal bei einem Hörbuchverlag als Lektorin gearbeitet habe und viele der Sprecher noch von früher kenne, ist die Auswahl für mich immer sehr spannend und auch wichtig. Als von Argon der Vorschlag kam, Uve zu besetzen, bin ich vor Freude allerdings nur noch im Kreis gesprungen und habe die Daumen gedrückt, dass er zusagt. Zum Glück hat er das 🙂

Gibt es für Manne ein Vorbild? Welche Verbindung zum „Schrebergartentum“ haben Sie?

Ich habe selbst einen Schrebergarten und müsste lügen, wenn ich behaupten würde, nicht manchmal an unseren Vorsitzenden zu denken, wenn ich gerade eine Szene mit Manne schreibe. Aber das sind wenn dann nur Nuancen, denn unseren Vorsitzenden sehe ich so gut wie nie und kenne ihn dementsprechend kaum. Er ist eher ein Vorbild bezüglich Körperhaltung und Habitus, das nur in meinem Kopf existiert.

Die Titel der Buchreihe sind genial. Waren die Titel vor der Geschichte da oder umgekehrt?

Vielen Dank! Ich mag die Titel auch und denke jedes Mal: oje, können wir das beim nächsten Buch noch toppen? Allerdings weiß ich gar nicht mehr, ob ich beim ersten Teil den Titel vor der Geschichte hatte oder umgekehrt. Bei Amsel, Drossel mussten wir lange überlegen, da war ich schon mittendrin in der Geschichte, als meine Lektorin den rettenden Einfall hatte. Den Titel für den dritten Fall hatte ich dann wieder sehr schnell. Er ist der bisher witzigste, wie ich finde. Ich darf ihn nur leider noch nicht verraten 🙂

Wird es einen weiteren Fall am Komposthaufen geben? Tanne, Birke und Leiche? Ast, Stamm und Stumpf? (Hey das macht Spaß…)

Jetzt habe ich schon vorgegriffen. Ja, für Manne und Caro geht es noch weiter 🙂

Was müsste in Ihre Handtasche für eine lange Observation als Detektivin?

Fishermans Friend Salmiak (Lutschen hilft gegen den Durst, man sollte nach Möglichkeit nicht auf Toilette gehen müssen), Traubenzucker (wach bleiben!), Früchte- und Energieriegel (wach und satt bleiben), Ersatzakku oder Power Bank für das Handy, damit im entscheidenden Moment nicht der Akku schlapp macht. Dicke Socken und Handschuhe. Beim langen Sitzen kühlen Füße und Hände als erstes aus. Meine jedenfalls.

Mona Nikolay existiert ja gar nicht alleine. Es gibt ja noch Eva Siegmund und Catalina Ferrera. Warum die offenen Pseudonyme und wer gießt sich morgens als erstes den Kaffee ein?

Die Entscheidung, ob Bücher unter einem Pseudonym erscheinen oder nicht treffe ich nicht allein, da wägen Autor*in, Verlag und Agentur im Austausch miteinander die verschiedenen Möglichkeiten sowie das Für und Wider ab. Die Cosy Crime Titel erscheinen unter Pseudonym, um sie von den Büchern mit Science-Fiction-Elementen ganz klar abzugrenzen und Catalina Ferrera lässt in Spanien ermitteln – das passt überhaupt nicht zu einer Schrebergartenanlage in Pankow 🙂 Die Pseudonyme sind offen, weil ich ja trotzdem sehr gerne und stolz zu meinen Büchern stehe.

Den Kaffee gießt mir mein Mann jeden Morgen ein, aber auf meiner Tasse steht momentan eindeutig „Mona Nikolay“. Weil ich am Finale des dritten Teils arbeite, ist mein Kopf meist schon halb im Manuskript.

Wie schreiben Sie? Wie verläuft ein Arbeitstag bei Ihnen?

Ich schreibe meist vom späten Vormittag bis halb vier. Vor dem eigentlichen Schreiben beantworte ich Interviews und Mails und beseitige das Chaos, das mein Sohn in der Wohnung hinterlassen hat. Um vier muss ich ihn abholen, da ist mein Arbeitstag meist vorbei. Wenn ich kurz vor einer Abgabe stehe, mache ich am späten Abend noch einmal weiter.

Wer oder was hat Sie zum Schreiben gebracht? Wollten Sie schon immer Autor/in werden?

Ich habe schon als Kind geschrieben (meine Freunde nannten es „Schreibwut“), wäre aber nie auf den Gedanken gekommen, gut genug zu sein, um davon leben zu können. Um es überhaupt zu versuchen. Da mussten mir sehr viele Menschen Mut machen, was zum Glück auch geschehen ist. Mein Talent fiel einigen Lehrern auf und auch mein Umfeld merkte, dass da vielleicht mehr ist als nur die besagte „Schreibwut“. Zunächst habe ich an Literaturwettbewerben teilgenommen, die ich zum Teil auch gewonnen oder bei denen ich das Finale erreicht habe. Dort wurde ich auch das erste Mal von Agenturen angesprochen und habe so irgendwann den Mut gefasst, es wirklich zu versuchen.

Wer ist Ihr Lieblingsschriftsteller?

Ähm. Also wieso werde ich immer nur nach einem gefragt? Das ist unmöglich zu beantworten und muss eigentlich nach Stimmung, Genre, Subgenre usw. differenziert werden. Eine unvollständige Liste:

Stephen King, Kerstin Gier, Fred Vargas, Kazuo Ishiguro, Banana Yoshimoto, Juli Zeh, Jussi Adler-Olsen, Leigh Bardugo, Tanja Dückers, Javier Marias, Jonathan Stroud

Was ist Ihr Lieblingsbuch?

Auch da ist die Antwort schwierig. Ich habe nicht das eine Buch. Als Kind hätte ich geantwortet: Die unendliche Geschichte! Als junge Erwachsene habe ich die Krimis von Elisabeth George verschlungen, sie hat mich zum Genre gebracht. Die Millennium-Trilogie von Stieg Larsson hat mir den Atem geraubt, „Schilf“ ist mein Lieblingsbuch von Juli Zeh, weil ich mit der Wendung niemals gerechnet hätte und vor Überraschung in einer vollbesetzten Trambahn sehr laut „NEIN!“ geschrien habe (etwas, das ich sonst eher vermeide). Stephen Kings „Es“ ist eines der besten und schönsten Bücher überhaupt über Freundschaft, Kindheit und die Macht der Fantasie und „Die Entdeckung des Himmels“ von Harry Mulisch wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.

Haben Sie neben dem Schreiben noch Zeit für Hobbys?

Nein. Aber das liegt mehr an meinem Dreijährigen als an allem anderen!

Was lesen Sie gerade?

 Wenn ich schreibe, kann ich parallel kaum Bücher lesen, weil ich mir damit meine Erzählsprache verwässere. Ich kann Schreibstile sehr gut wechseln und kopieren, wenn ich ein gutes Buch lese, nehme ich automatisch die Erzählstimme des Autors an, was ein bisschen unpraktisch ist 🙂 Deshalb lese ich momentan nur wenig und höre Podcasts, bis ich fertig bin und mir dann wieder ein gutes Buch nehmen kann. Natrium Chlorid von Jussi Adler-Olsen steht als nächstes auf meiner Liste. Ich liebe die Carl Mørck-Reihe.

Wie stehen Sie zu Buchreihen? Sind Sie davon begeistert, oder mögen Sie lieber Einzelbücher?

Ich schreibe und lese lieber Reihen.

Welche/n Autor/in würden Sie gerne mal treffen? Welche Frage würden Sie stellen?

Stephen King würde ich wirklich gerne mal treffen. Dann würde ich ihn fragen, wovor er als Kind am meisten Angst hatte und ihn bitten, mir einen Witz zu erzählen.

Vielen Dank für das Interview und ich bin sehr gespannt, wie es mit den „Laubenpiepern“ aus der Harmonie weitergeht.

 

© Sonja Kochmann

© Sonja Kochmann

 

Rezension

Rezension // Mona Nikolay – Amsel, Drossel, tot und starr (Manne Nowak ermittelt #2) – Hörbuch

Endlich geht es weiter….nach „Rosenkohl und tote Bete“ wird erneut eine Leiche in der Schrebergartenanlage Harmonie in Berlin gefunden. Doch nun sind alle vorbereitet: Denn Manne, pensionierter Polizist, und Caro, ehemalige Social Media Betreuerin und Mutter, haben nämlich inzwischen eine Detektei gegründet.

Beide arbeiten mittlerweile Hand in Hand und Caro hat in ihrer Handtasche alles, was ein Ermittler so braucht, vom Handy, Stabtaschenlampe und allerlei Nervennahrung ist alles dabei. An dieser Stelle daher die Warnung: Wenn Ihr auf Diät seid, hört an manchen Stellen nicht so genau hin, sonst müsst ihr bald einen Termin beim Diabetologen vereinbaren. Bei den Ermittlungen wird nämlich einiges an Keksen und Gummiwürmern verputzt und Manne und Caro fetzen sich dabei wie ein altes Ehepaar. Liebevoll nennen sich aber Freund*in, Kolleg*in, Sargnagel. Köstlich.

Uve Teschner gibt Manne mit seiner Stimme und dem Berliner Dialekt eine wundervolle Gestaltung, so dass ich hier das Hörbuch vorgezogen habe. Ich musste vor Spannung einige Bügelextraschichten einlegen, da ich Hörbücher meist bei der Hausarbeit höre.

Doch neben Manne und Caro sind auch Schmidtchen, ein Gartenvorstand, Mannes und Caros Familien, die Gerichtspathologin und der äußerst unfreundliche Polizist wieder mit von der Partie.

Was hat es nun mit der Leiche im abgebrannten Gartenhäuschen auf sich? Ein kleines Wettrennen um die Wahrheit beginnt. Schließlich will man doch vor der Polizei das Rätsel lösen…

Manne und Caro sind in ihrem Privatermittlerdasein ein tolles Team geworden und die 8 Stunden vergingen wie im Fluge. Es soll (und psst es wird) auf jeden Fall weitergehen. Lest hierzu das Interview, dass ich mit der Autorin führen durfte. Ich vergebe volle Punktzahl.

 

 

Verlag: Argon Verlag

erschienen: 2022

Spieldauer: 8 Stunden

Sprecher: Uve Teschner

ISBN: 9783732405268

 

Für alle, die lieber selbst lesen:

Verlag: Droemer Knaur

erschienen: 2022

Seiten: 320

ISBN: 978-3426308677

 

Rezension

Rezension // Sebastian Fitzek – Mimik

Sebastian Fitzek gehört sicherlich zu den umstrittensten Bestsellerautoren. Die einen lieben seine Romane und andere…Warum ist das so? Er ist in der Lage aus scheinbar unverfänglichen Situationen einen Psychothriller zu kreieren. Bei diesen Psychospielchen ist es mir allerdings schon ein paar Mal passiert, dass ich nach spannenden Lesestunden am Ende mit einem großen Fragezeichen über den Kopf ratlos zurückblieb. Manchmal sind mir seine Psychospielchen in der Auflösung einfach zu verwirrend oder eine Grabesschaufel Zuviel von allem. Dennoch muss ich die Kreativität des Autors einfach loben!

Zum aktuellen Buch: Lest es! Ganz schnell! Sebastian Fitzek hat sich in diesem neuen Buch den Grundlagen der Mimik und Körpersprache bedient. Dabei hatte er Hilfe von Dirk Eilert, einem der führenden Experten im deutschsprachigen Raum. Nebenbei erfahren wir, was bei Mimikresonanz für einen Experten ganz klar und für einen Laien schnell zu übersehen ist.

Hannah Herbst ist Mimikresonanz-Expertin und hat leider ihr Kurzzeitgedächnis nach einer Operation verloren. Sie muss ein Video analysieren, in dem eine Frau den mehrfachen Mord an ihrer Familie gestanden hat. Das Problem? Die Frau auf dem Video ist sie selbst. Das Tempo im Thriller? Das wird vorgegeben von Lutz Blankenthal, dem Chirugen, er tötet und rächt, auch ohne medizinisches Studium.

Die Vergangenheiten der einzelnen Protagonisten und ihre blutigen Traumata bestimmen ihr Handeln und Fitzek setzt die einzelnen Puzzleteile Stück für Stück durcheinander auf das Puzzlebrett. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe auf ein verständliches Ende gehofft.

Die fachlichen Erklärungen haben sich gut in die Handlung gefügt und gezeigt, wie wichtig das Zusammenspiel von Wort und Mimik ist und was Blickkontakt und Empathie ausmachen. Die Auflösung war spannend und überraschend, aber (Hurra) verständlich und super gelöst. Ich bin voll und ganz zufrieden und kann das Buch auch den Fitzek Skeptikern wärmstens ans Herz legen: volle Punktzahl.

Witzig fand ich übrigens das „Osterei“ im Buch, so besucht doch die Protagonistin die Gerichtsmedizin von Professor Tsokos (auch wenn er gerade nicht da war.)

 

Verlag: Droemer HC

erschienen: 2022

Seiten: 384

ISBN: 978-3426281574