Interview

Interview // Claudia Brendler

 

Ein Jahr schlich ich um das Buch Eiertanz herum. Ich war mir nicht ganz schlüssig, ob mir ein Buch mit Dialekt gefällt. Zwischenzeitlich vergaß ich auch den Titel und konnte mich nur an das Motiv Huhn mit rosa Karos erinnern. Was macht man da, man zückt das Fotohandy und kauft es dann doch mit ein bisschen Verzögerung …..
© Sonja Kochmann
Belohnt wurde ich wie man an den Rezensionen zu “Eiertanz” und “Paarungszeit” erkennen kann. Aufgrund des sympathischen Schreibstils wurde ich neugierig und stöberte ein bisschen hier und da im Internet und es kam zu einem netten Wortwechsel mit der Autorin, die sich netterweise für ein Interview zur Verfügung gestellt hat:
© Claudia Brendler

 

Woher kam
die Idee für die Bücher mit Dialekten?
Ich habe
schon immer Dialekte geliebt, auch in der Bühnencomedy, konnte aber nicht allzu
viele Dialekte nachahmen. Mit den Queens of Spleens waren wir lange oder und
oft in Bayern auf Tour, wir haben den Dialekt ebenso lieben gelernt wie das
bayerische Bier. Im Programm der Queens of Spleens gibt es deshalb zwei
bayerische Lieder, dh, wir haben uns auch ernsthaft mit bayerischer Volksmusik
beschäftigt, um sie dann zu parodieren. Ich finde, im Dialekt sind die Leute
menschlicher, klingen ehrlicher, zum Teil auch lustiger. Es gibt liebevollere,
natürlich auch derbere und mitunter viel treffendere Bezeichnungen für vieles. Und
es gibt einige Gelegenheiten für Sprachverwirrungen, besonders, wenn auch noch
eine Fremdsprache dazu kommt. Dann passieren Missverständnisse, man versucht,
mit anderen Mitteln zu kommunizieren, es wird lustig und interessant.
Wie
stehen Sie zu den anderen Büchern mit „Lokal Kolorit“?
Ehrlich
gesagt, kenne ich gar nicht so viele. Einige, die auch Bayern zum Thema haben,
habe ich natürlich zu Forschungszwecken gelesen: Krimis. Jörg Maurer, Rita Falk
und Andreas Förg. Einfach, um zu schauen, wie sie den Dialekt einbauen. Gerade
bei Andreas Förg hat mir das Lokalkolorit sehr gut gefallen, das Bayrisch war
bei ihm eher dezent, aber es passte genau zu den Figuren und zur Geschichte.
Und bei uns Hessen, unübertroffen: „Erna, der Baum nadelt. Ein botanisches Drama
am Heiligabend“, von Robert Gernhard (sowieso einer meiner „Götter“) Bernd
Eilert, Pit Knorr. Uralt, aber immer noch superkomisch.
Wie lange
dauerte das Schreiben?
Mit
Recherche schon ein knappes Jahr pro Buch. Ich war mit beiden etwas knapp dran,
hatte auch nebenher noch ein anderes Projekt; dann habe ich noch einiges
umgeworfen, und es wurde bei beiden gegen Ende relativ stressig, ein
Schreibmarathon. Ich habe praktisch im Roman gelebt.
Wie lange
dauerte es, bis Sie einen Verlag für Ihr Buch gefunden haben?
Bei den
beiden Komödien nicht lang. Aber ich war ja schon relativ erfahren, fünfzehn
Jahre Schreiben für die Bühne und Veröffentlichungen in Zeitschriften, mehrere
Romanprojekte, zwei literarische Agenturen, so langsam wusste ich, mit welchen
Themen man gute Chancen hat. Und ich habe eine sehr gute Agentin.
Wer oder
was hat Sie zum Schreiben gebracht?
Das fing
als Kind schon an. Passend dazu konnte ich sehr früh lesen und schreiben, da
bot es sich an. Und es hörte nicht auf. Im Gymnasium schrieb ich Stücke für das
Schultheater, dann meinen ersten (unveröffentlichten) Roman, und so ging es
immer weiter, mit vielen Rückschlägen natürlich. Beim Schreiben braucht man ein
dickes Fell und viel Geduld.
Wie
verläuft ein Arbeitstag bei Ihnen? Wie schreiben Sie?
Meine
beste Zeit ist der frühe Morgen, deshalb versuche ich, in dieser Zeit viel zu
schaffen und mich möglichst wenig abzulenken. Alles andere, Korrespondenz,
Leserunde, Üben für Lesungen, Telefongespräche, versuche ich, in den Nachmittag
zu schieben, auch vieles, was Planen und den Plot betrifft. Der Morgen gehört
dem Schreiben und der Sprache. Planen kann ich auch recht gut während anderer
Tätigkeiten. Mein Arbeitstag verläuft recht diszipliniert, ich versuche auch,
ein Seitensoll zu erfüllen. Abschalten fällt mir relativ schwer, das heißt, ich
denke auch nach dem Arbeiten eigentlich ständig über das aktuelle Projekt nach.
In beiden
Büchern wird mit Augenzwinkern über erotische Bücher berichtet. Mögen Sie
dieses Genre? Was halten Sie von Shades of Grey und Co?
Ich habe,
ebenfalls zu Forschungszwecken, relativ viele dieser Bücher, oft auch nur
Szenen, gelesen. Einfach, weil ich finde, dass in der Beschreibung von Erotik
viel (unfreiwillige) Komik steckt. Es gibt ja auch den „Bad Sex Award“, der in
England jedes Jahr verliehen wird für die unfreiwillig komischste Sexszene in
ansonsten ernster Literatur. Darüber kann ich mich amüsieren. Rein zum
Lesevergnügen kann ich mit dem Genre wenig anfangen, auch Shades of Grey habe
ich recht flüchtig gelesen und konnte speziell dieser Art Erotik nicht viel
abgewinnen.
Haben Sie
auch Haustiere wie zum Beispiel Picco, der Papagei oder eine große Anzahl
Fische?
Schöne
Frage, das müsste man eigentlich denken. Aber ich habe kein einziges Haustier.
Obwohl ich Tiere, speziell Hunde, sehr mag. Sowohl für die Papageien als auch
für die Fische musste ich sehr viel recherchieren, habe mir viel angeschaut und
gelesen, mich auch in unzähligen Foren herumgetrieben, Zum Glück tauschen sich
gerade die Fischfans recht ergiebig aus. So kam ich auch aufs Fischforum.
Allerdings geht es in den echten Fischforen nicht so zur Sache, wie in dem von
mir ausgedachten Forum.
Wer sind
Ihre Lieblingsschriftsteller?
Ralf Rothmann, Michael Köhlmeier, Jenny Erpenbeck, Robert Gernhardt. Gut, dass
Sie in der Mehrzahl fragen, mich für einen/eine zu entscheiden fällt mir
schwer.
Was ist
Ihr Lieblingsbuch?
Oh, das
ist schwierig. Nur eins? Heimsuchung von Jenny Erpenbeck ist großartig.
Was lesen
Sie gerade?
Atlas
eines ängstlichen Mannes von Christoph Ransmayr. Auch ein tolles Buch.
Wie
stehen Sie zum Ebook?
Ich habe
noch keinen Reader! Noch kann ich mich nicht daran gewöhnen. Aber irgendwann
werde ich einen haben, und sicher werden immer Menschen Ebooks lesen. Das Ebook
eröffnet neue Möglichkeiten für Indie-Autoren, das finde ich interessant. Ich
glaube aber, dass es noch eine ganze Weile Bücher geben wird, neben den
Ebooks.
Was hat
es mit Queens of Spleens auf sich?
Wir sind
schon sehr lange ein Musik-Comedy Duo, meine Bühnenkollegin und ich. Zusammen
haben wir sieben Bühnenprogramme geschrieben und gespielt, sind in
Kleinkunsttheatern überall in Deutschland, der Schweiz und Österreich
aufgetreten, auch in einigen Fernsehsendungen. Jetzt machen wir gerade ein
„Best of“-Programm, das Beste (oder für uns Schönste) aus so vielen Jahren.
Auch, um zu feiern, dass es uns gibt, dass wir beide uns nach so langer Zeit
und intensivem Touren immer noch gut verstehen. Das haben nur wenige Duos geschafft.
Sie haben
Philosophie, Germanistik und Englisch studiert. Wollten Sie schon immer Autorin
werden?
Ja. Es
gab aber immer noch die andere Leidenschaft, die Musik. Deshalb habe ich auch
Gitarre studiert, und es ging eigentlich immer zwischen dem Schreiben und der
Musik hin und her. Die Bühnencomedy mit viel Musik und Text ist etwas, das
beides berücksichtigt und noch besser kann ich Text und Musik bei den Lesungen
zusammenbringen, bei denen ich viel Gitarre spiele.
© Claudia Brendler

 

Welche/n
Autor/in würden Sie gerne mal treffen? Welche Frage würden Sie ihm/ihr stellen?
Ich habe gerade Michael Köhlmeyer auf einer Lesung gesehen
und mir Bücher von ihm signieren lassen. Immer würde ich gern wissen, wie die
von mir bewunderten Autoren arbeiten.
Dies alles in eine Frage zu packen, ist schwer. Ich würde in einem Fall
nach der Rolle oder der Stimme des Erzählers fragen, in einem anderen nach den
Figuren, in einem dritten nach der Gesamtstruktur; ich würde meinen
Lieblingsautoren gern ablauschen, wie sie auf ihre poetischen Bilder kommen.
Aber darüber, wie über so vieles, kann man nicht reden. Interessant finde ich
immer, wenn Autoren, von denen ich lernen will, Poetikvorlesungen halten, ich
kaufe sie mir dann meist, wenn sie als Buch herauskommen. In diesen Vorlesungen
werden viele Fragen beantwortet.
Vielen Dank für das Interview und ich bin gespant auf Band drei 😉 

© Sonja Kochmann

 

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