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Kiepenheuer und Witsch

Rezension

Rezension // Michael Mittermeier – Nur noch eine Folge! Fernsehen von A bis Zapped!

Jaja, der Michel. Ich oute mich. Ich bin alt und er auch. Vor 25 Jahren zappte bereits er im blauen T-Shirt durch die Fernsehprogramme und ich war dabei und fand ihn wirklich lustig. Ich las damals sein Buch „Zapped“ und Jahre später auch sein Buch „Achtung Baby!“

Und nun kommen wir an die Stelle…was bisher geschah: Der Michel hat weiter fernsehgeschaut und das Baby ist ein kritischer eigener Konsument mit dem Namen Lilly geworden.

Michael Mittermeier zieht ein Resümee seiner Fernsehgeschichte. Vom kleinen Bub bis zum ergrauten Vater. Dies schließt die (bereits damals sehr guten) alten Gags vom AOK-Auslandskrankenschein, Aktenzeichen XY und einigen anderen Kalauern allerdings mit ein. Da ich für so einen Kram ein enorm gutes Gedächtnis habe, dachte ich mir beim Lesen häufig „Achja, der Kalauer, hmm ja, der war neu und witzig…damals.“

Das waren die Gags wirklich, aber dennoch traue ich Michael Mittermeier doch genug Kreativität und TV-Stunden zu, es nicht nötig zu haben, so viele Gags „aufwärmen zu müssen“.

Allerdings muss ich zu seiner Entschuldigung sagen, werden sie etwas aufgepeppt durch Corona, Netflix und den Abou-Chaker-Clan. Denn schließlich war davon vor 25 Jahren noch nicht die Rede. Auch muss der Herr Mittermeier seiner Tochter Frage und Antwort stehen, was ich teilweise sehr komisch fand.

Schließlich sind so manche Serien einfach veraltet, auch wenn sie uns damals begeistern konnten. Das wir nicht alle in der Zappy-fort-Klinik gelandet sind, verdanken wir wohl dem Umstand, dass wir Dank Corona alle TV-Sender und Streaming Dienste leer gucken mussten.

Ich vergebe 8 von 10 Punkten, weil ich auch Wiederholungen im Fernsehen nicht mag. Für alle die das ursprüngliche Buch nicht kennen, ist dies ein tolles Buch mit Einblicken in die TV-Geschichte für das ich durchaus volle Punktzahl vergeben würde, wenn ich nicht schon so alt wäre….hust. Testbild….Ende.

 

 

Verlag: Kiepenheuer und Witsch

erschienen: 2022

Seiten: 224

ISBN: 978-3462002515

Rezension

Rezension // Werner Lindemann – Mike Oldfield im Schaukelstuhl: Notizen eines Vaters

Werner Lindemann, Kinderbuchautor und Vater vom Rammsteinsänger Till Lindemann schildert in diesem Buch das Zusammenleben mit dem 19jährigen Till (im Buch allerdings Timm) auf dem Land in Mecklenburg Anfang der 80iger Jahre.

© Sonja Kochmann

Ein Buch, das mich als Rammsteinfan schon lange interessiert hat, denn dieses Buch erschien bereits vor Jahren in einem DDR Verlag. KiWi konnte dieses Buch nun wieder auflegen und hat als besonderen Bonus noch ein Interview mit Till Lindemann zu den Schilderungen des Buches geführt.

Es ist ein Buch, das Einblicke in die Welt eines Vaters in der damaligen DDR gewährt. Anschaulich werden Ansichten und auch Einsichten geschildert. Den der Heranwachsende Timm hat seinen eigenen Kopf und so gibt es regelmäßig Streit und Meinungsverschiedenheiten zu Themen, wie sie vermutlich in vielen Haushalten auf dieser Welt geführt werden: die Ausbildung, die Freundin, die „laute“ Musik, der Musikgeschmack, das liebe Geld, der Alkohol…

Es ist ein typischer Generationskonflikt, der durch den Mangel und die Politik der DDR verschärft wird. Auch das Werner Lindemann ein Kriegstrauma davon getragen hat und dies ihn mit Erinnerungsfetzen stets einholt, trübt ab und an sein Verhältnis zu seinem Sohn.

Dennoch hat er ab und an Verständnis für den Jungen und zeigt zum Beispiel mit einem „Gemütlichkeitsteller“ (ein Teller mit Süßigkeiten) seine ihm mögliche Fürsorge. Timm wiederum nimmt dem „alten Herrn“ gern das Holz tragen ab. Die Beziehung zu einander war sicherlich keine einfache, wie Till Lindemann im Anhang auch bestätigt. Es zeigt sich auch im Nachgang, dass Werner Lindemann (vermutlich aufgrund seiner Stellung in der DDR) auch ein paar Details verändert hat.

Der Schreibstil von Werner Lindemann war für mich im Einstieg allerdings so holprig zu lesen, dass ich das Buch anfänglich, trotz des Interesses, erst einmal beiseitegelegt habe. Erst beim zweiten Anlauf konnte es mich begeistern. Ich vergebe 8 von 10 Punkten und bin nun inzwischen auch Besitzer beider Ausgaben.

 

Verlag: KiWi-Taschenbuch

erschienen: 2020

Seiten: 224

ISBN: 978-3462054668

 

© Sonja Kochmann

Rezension

Rezension // Till Lindemann – In stillen Nächten

Till Lindemann, Sänger und auch Schreiber der Liedtexte der Gruppe Rammstein, schreibt seit Jahren Gedichte und Verse. Nach “Messer” ist dies nun der neue Gedichtband.

Zu Rammstein und Till Lindemann wurde ich durch meinen Mann gebracht. Zwar kannte ich hier und da ein Lied, aber infiziert mit dem feurigen Rammsteinfieber wurde ich erst, als ich meinen Mann zu einem Konzert begleitet habe. Damals kannte ich nicht alle Lieder und habe daher besonders auf die Texte geschaut. Auch wenn mir nicht alle Lieder auf Anhieb gefallen haben, lohnte sich hier ein zweites oder drittes Mal “Hinhören”. Reportagen und DVDs waren natürlich Pflicht und bei einer Reportage “Anakonda im Netz” fiel auf wie still, ruhig – fast schüchtern – Till Lindemann von sich und seiner Art zu arbeiten erzählt hat.

Das Buch “Messer” steht hier signiert und ich durfte auch schon reinlinsen. Um so neugieriger war ich nun, als das Buch “In stillen Nächten” in der Verlagsvorschau aufgetaucht ist.

Was erwartet einen Buchfan? Zunächst einmal muss man anführen, dass nicht unbedingt an den Texten erkennbar ist, dass es sich um Till Lindemann handelt. Denn durch die Medien haben ja viele ein vorgefertigtes Bild.

Thematisch sind die Verse natürlich nicht zum Auswendiglernen und Aufsagen unterm Tannenbaum geeignet, es sei denn die Zuhörer sind über 16, denn hier wird Sex, Tod, Mord und Co. genauso thematisiert wie Liebe, Liebeskummer (Du bist mir ins Herz geschlichen – Seite 48), der Sonnenaufgang (Hat der Tag den Mond getötet – Seite 63) und der Duft von Rosen. Auch zum Lachen gibt es einiges: So gibt es doch einen Reim über das Pinkeln ins Schwimmbecken.

Erkennbar ist aber auf jeden Fall, dass Till Lindemann in seinem Leben einige Bücher in der Hand hatte, über einen großen Wortschatz und eine große Allgemeinbildung verfügt.

Bebildert wurde das Buch von Matthias Matthies und diese Bilder haben mich teilweise ordentlich zum Staunen und Schmunzeln gebracht: Männchen mit hängendem Gemächt, Schwangere mit Raubtierfischen im Bauch; hier werden auch mal Brüste aufgepumpt. Die Zeichnungen sind teilweise überzogen bzw. detailgenau (ich sag nur: Haare am Sack). Eine andere Bebilderung hätte ich mir gar nicht vorstellen können.

Mit einigen Gedichten konnte ich viel anfangen, bei anderen fand ich die Doppeldeutigkeit genial und einige Wortspiele sind grandios. Es gab aber auch Gedichte, mit denen ich nichts anfangen konnte, aber ich denke, das ist abhängig vom Betrachter.

Das Buch ist sehr abwechslungsreich  Daher 8 von 10 Punkten und ich gebe das Buch nun an meinen hibbeligen Mann weiter. Leider hat dieses keine Signatur von Till Lindemann. Vielleicht wäre das mal ein ordentlicher Gast für eine Buchmesse (oder als Sprecher für ein Hörbuch).

 

Wichtig
Dreimal täglich soll man essen
Post und pinkeln nicht vergessen
Weihnachten Pakete schicken
Einmal in der Woche f*****
(Seite 27)

P.S.: Für ein Präsent unterm Baum wäre das Buch auf jeden Fall geeignet.

Verlag: Kiepenheuer und Witsch
erschienen: 2013
Seiten: 160
ISBN: 978-3462045246